Pester Lloyd-Kalender 1860 (Pest, 1860)

Pester Lloyd-Kalender für das Schalt-Jahr 1860 - Budapest

Itt Budapest. später ein sumpfiges Grab auf dem Blachfelde von Mohács zu finden. Ludwig, den seine französische Mutter nach dem heiligen Ludwig taufen ließ, war wie Palugyai ohne Quellenangabe erzählt, vom Tage seiner Geburt an so schwächlicher Constitution, daß man den Säugling, um sein Dasein zu fristen, in. den Bauch eines frischabgeschlachteten noch lebens­warmen Schweines legen mußte, und daß diese Ma­nipulation eine geraume Zeit hindurch wiederholt ward. So viel ist gewiß, daß das unglückliche Für- stenkind zu frühzeitig zur Welt kam, und das seine Ge­burt seiner Mutter das Leben kostete, ein Schlag, der den königlichen Vater in tiefe Schwermut!) versenkte. Der Kummer, des Königs ward noch dadurch erhöht, daß der im Jahre 1507 auf dem Rákos versammelte Reichstag sich weigerte, den damals einjährigen Lud­wig zu krönen. Erst der im Jahre 1508 einberufene Reichstag erfüllte den heißgenährten Wunsch des Königs und am 4. Juni d. I. ward dem zweijähri­gen Kinde unter den üblichen Ceremonien zu Stnhl- weißenburg die Krone aufgesetzt. Aber nicht nur der stolze Herrentrotz mächtiger Oligarchen, auch der gräßliche Racheruf der gedrück­ten und rechtlosen Klasse trübte die Regierungszeit Wladislaws. Der Bauernkrieg, welcher schon seit zweiJahrzehnten Elsaß, Wütemberg, den Breisgau mit seinen Gräueln erfüllte, fand im Jahre 1514 an den Ufern der Donau einen furchtbaren Wiederhall. Bakács Tamás, Erzbischof von Gran und Gesand­ter des heiligen Stuhles sollte im Namen des Pab- stcs in Ungarn einen Kreutzzug gegen den Halbmond organisiren. Unter Vortragung eines goldenen Kru- cifixes hielt der päpstliche Gesandte seinen Einzug in Ofen. Am andern Tage ward ein Reichsrvth abge­halten, in welchem Bakács die Bulle des PabsteS ver­lesen ließ. Obgleich erst vor wenigen Monaten ein Waffenstillstand mit den Türken abgeschlossen ward, so stimmte doch die Mehrheit des Rathes in der Hoff­nung reicher Beute für die Botschaft des heiligen Stuhles. Nur der Schatzmeister Stephan T e l e g d y war anderer Meinung, wie von einer inneren Ah­nung ergriffen sprach er folgende Worte : Aus mehreren Gründen theile ich nicht die Ansicht Eurer Herrlichkeiten. Ich glaube wobl, daß sich mebrere Menschen versammeln werden, sobald die Bulla ver­kündet wird. Aber was für Leute? Bettler, Müßig­gänger, Landstreicher und begangener Verbrechen halber herumirrende Spießgesellen werden es sein, die auf ihre Schulter das Kreuz heften, um so die Mittel zur Begehung neuer Missethaten zu finden. Auch glaube ich, daß sich Landleute und Bauern in schöner Zahl einfinden werden, aber solche die in's Lager laufen, um der Arbeit aus dem Wege zu gehen oder Rache an ihren Herrn zu üben. Und wenn der Adel sie zu­rückhalten oder zurückfordern wird, wenn er, um sie zur Heimkehr zu zwingen ihre Frauen und Kinder ins Gefängniß wirst — denn sagen wir es heraus, so pflegen wir geizige Nimmersatte Herren mit ihnen um­zugehen — meint Ihr, daß die bewaffnete Menge dies dulden werde, daß sie nicht auf den Adel losstürmen und Rache für die ihrigen nehmen wird? Meint Ihr, sie würden Euch oder was immer für einem Führer ge­horchen, oder daß diejenigen, die sich bald aus den benachbarten Ländern zusammenscharen, sich nicht mit ihnen gegen uns und die Unsrigen verbünden werden? Möchte ich doch ein falscher Prophet sein, möchte doch der Allmächtige meine Worte Lügen strafen, und das Beil abwenden, das schon über Eurem Nacken schwebt! — Ihr werdet saget: Hören wir doch nun auch den Rath Eurer Herrlichkeit. Wohlan mein Rath ist der: wenden wir jetzt nicht die Bulle an, oder modifiziren wir sie babín, daß nicht diejenigen, die ein Kreuz auf ihre Kleider heften des Ablasses thcilhaftig werden sollen, sondern die, welche Gold, Silber und Geld zur An­werbung und Bezahlung der Söldner entbieten. Ob nun Krieg wird oder nicht, das Geld kann man immer brauchen ; ich meinerseits bin der Ansicht, daß man den mit dem Türken abgeschlossenen Waffenstillstand batten müsse. Im Verlaufe der Zeit werden auch wir uns zur großen Aufgabe rüsten, wir werden uns von dem Schmutze der Knickerei befreien, und unser Vermögen unser Leben dem Schutze des Vaterlandes, der Rettung der Unsrigen und des allgemeinen Wohles weihen. Der Rath, — erzählt Szalay — verhallte. Am Ostersonntag den 16. April verkündete Bakács in der Ofner Burgkirche die Bulle, und versprach nicht nur denjenigen vollständigen Ablaß, die die Zahl der Kreutzfahrer vermehren, sondern er schleuderte im Voraus den Bann auf Alle, die sie in diesem heiligen Amte verhindern. Seine Commissäre erklärten im ganzen Lande dem Volke die Bulle, und in kurzer Zeit versammelten sich in P e st zahlreiche Landläufer und ein noch zahlreicherer Pöbel. Es handelte sich nun darum einen Führer zu finden. Kein Edelmann wollte diesen Posten annehmen, doch bald half der Zufall aus der Roth. Ein gewisser Georg Dózsa Szekler von Geburt, ein Cavallerieoffizier der Bel­grader Garnison, hielt sich gerade in Ofen aus tun für tapferes Benehmen seinen Lohn zu empfangen. Er hatte sich bei Szendrö ausgezeichnet und erhielt als Lohn dafür vom König doppelten Sold, 40 Joch Feld, eine goldene Kette,ein Wappen und die sonsti­gen Zeichen der Chevalerie. Dózsa nahm die ihm von Bakács angebotene Führerschaft an. Nachdem ihn Bakács gesegnet hatte, begab er sich ins Lager zu Pest um dort die Befehle des Königs zu empfan­gen. Der Umstand daß Dózsa kein „Herr" sondern ein einfacher Szekler war, locktezahlr eiche Volksschaaren in das Lager der „Kurutzen," bald befanden sich ihrer 40,000 in Pest. Zu ihren Unterführern zählten mehrere Mitglieder des niederen Clerus und auch ein gewisser Ambros Száleres, ein Bürger von Pest. Das rothe Kreutz auf der Schulter sollte von dem Feuereifer sprechen, der sie zum Kampfe gegen die Ungläubigen drängte, aber es verkündete auch den Haß gegen ihre Herrschaften, denen sie entflohen, und die nun auf ihrer Spur waren. Die strengen Maßregeln, welche der Adel ge­gen die Zurückgebliebenen ergriff, und mit welchen er ihre Flucht verhindern wollte, erweckte in dem Bauernheere den brennenden Durst sich noch mit ih-

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