Pester Lloyd-Kalender 1860 (Pest, 1860)

Pester Lloyd-Kalender für das Schalt-Jahr 1860 - Budapest

12 x Budapest, zur Erinnerung an diesen königlichen Akt eine Denk­münze geschlagen. Ludwig der Große der Sohn Karl Roberte hielt wieder glanzvollen Hof zu Ofen in der von ihm auf dem Gebiete der Altofner Probster gebauten Burg, deren Pomp verbunden mit der Feinheit der Sitten die Töchter fremder Fürsten heranzog, die an dem Hofe des Ungarkönigs ihre Erziehung vollendeten. Es darf die von Ludwig gebaute Burg nicht mit dem Schloße auf dem Festungsberge verwechselt werden, dieselbe befand sich, wie bemerkt auf dem Gebiete der Altofner Probstey, und daher ist es auch zu erklären, daß die Könige, welche diese Burg bewohnten der Kirche in Altofen einen aus einer Mark Goldes bestehenden Tribut entrichten mußten. Der materielle Aufschwung von Ofen ward durch das dieser Stadt im I. 1367 ver­liehene Stapelrecht begründet. Aber auch Alto fen sah zur Zeit Ludwigs schöne Tage, und zwar hangt der Aufschwung dieser Stadt mit der bekannten Ka­tastrophe des Zach Felician zusammen. Bekannt­lich büßte dieser Edelmann den Akt der Rache, mit dem er die Schändung seiner Tochter vergalt, mit der gräßlichsten Vernichtung seines ganzen Geschlech­tes. Heinrich Muglen erzählt in seiner „Chronik der Hewnen“ die That Felician1? mit folgenden derben Worten : „Derselb vilitzian do der kunigin prüder der kunig von pol an Kasmer genannt sein tochter yin besloffen hei mit der kunigin willen ging für den kunig, do er sas ob seinem tisch, und tzoh das Swert aus, und wunte den kunig, und slug der kunigin vir vinger ab, and vvolt vertilgt haben den kunigli- chen Samen.“ Zach mußte die blutige Aufwallung seines be­leidigten Vatergefühles schwer büßen und er sowohl wie seine unschuldige Familie fielen der beleidigten Majestät zur Sühne. Die Königin (die Mutter Ludwigs des Gr.), welche die eigentliche Ursache der blutigen Katastrophe gewesen, bereute ihre That, sie mied Visegrad den von der Rache gräßlich heimge­suchten Schauplatz derselben, und baute an verschie­denen Orten Klöster und Kirchen; ihr berühmtestes Bauwerk war wohl das in Altofen errichtete Münster der Nonnen des Franziskanerordens, von welchem Peter Ranzen schreibt, „daß es in der gesummten Christenheit wenige geben dürfte, die ihm an Größe, Pracht des Baues, Schönheit und Reichthum der Schätze gleichkommen würden." Nach dem im I. 1382 erfolgten Tode Ludwigs des Gr. sah die Königsburg in Ofen kurz nachein­ander den M o r d u. die V e r h a f t u n g eines Kö­nigs: Ludwigs Nachfolger am Throne war dessen 12 jährige Tochter M ar i e, die Braut Sigismunde des nachherigen Königs und Kaisers. Die mit der Frauenherrschast unzufriedenen Magnaten jedoch be­riefen Carlo Durazzo aus Neapel auf den Thron der Arpaden. Karl begab sich trotz der Mahnung seiner ahnungsvollen Gattin Margarethe nach Ofen^ fand aber dort seinen Tod. Unter dem Vorwände ei­nes Staatsgeschäftes ward er in das Zimmer der Wittwe Ludwigs gerufen, wo er von der Hand des Mundschenks Forgách tödtlich getroffen , g ewiger- Massen die Strafe seines Meineids erhielt, da er dem König Ludwig bei dessen Leben beim „heiligen Lei­be des Erlösers" geschworen: nicmahls die Hand nrttf)1 der ungarischen Krone auszustrecken. Im I. 13871 bestieg Sigismund den Thron. Die Willkührherr- schaft dieses Königs, die grausame Hinrichtung des Stephan Kont von Hédervár, der trotz erhal­tener Amnestie mit 31 seiner Gefährten am St. Georgsplatze in Ofen das Schaffot besteigen mußte, empörte dermaßen die Gemüther des Adels, daß zahl­reiche Bewaffnete in den Palast eindrangen und (1401) den König gefangen nahmen. Sigmund be­fand sich dann 14 Wochen zu Siklós in Haft. Nach seiner Befreiung machte er dem Adel Concessionen, berief zweimal (1404 und 1405) den Landtag ein, der letztere war besonders dadurch interes­sant, daß auch die königlichen Freistädte ver­treten waren, und das erste mal nahm der Bürger am Reichsstage Platz neben den geistlichen und welt­lichen Herren. Dieser Landtag beschäftigte sich über­haupt mit der Angelegenheit der Städte, und brachte unter andern die Verordnung, daß die königlichen Städte mit einer steinernen Umwallung umgeben werden sollen. Am 21. Juli des I. 1411 ward Sigismund zum deutschen Kaiser gewählt. Im folgenden Jahre (22 Mai bis 23 Juni bot Ofen den Wiederschein dieser Erhebung in einer glanzen­den Versammlung, welcher mehrere gekrönte Häup­ter, Prinzen (darunter Albert und Ernst v. Oester­reich) so wie Personen des höchsten Adels beiwohnten. 1500 Ritter mit 3000 Pagen und 40,000 Pferden nahmen anden ritterlichen Schauspielen Theil, mi twel- chen der König seine fremden Gäste erfreute. Die von Béla IV. begonnene aber nicht vollendete K ö- n i g s b u r g ans dem heutigen Festungshügel ward von Sigismund fortgesetzt und er brachte zu diesem Zwecke 200 Künstler und Arbeiter aus Paris, aber trotz 15 jähriger Arbeit (1419—1-133) ward die Burg nicht vollendet, wie sich überhaupt das rastlose Gemüth des Königs mehr im Beginne neuer Plane als in der Durchführung einmal gefaßter Vorsätze zu gefallen schien. Die Burg nahm eine ganze Breit­seite des heutigen Georgsplatzes ein, sie war ans behauenen Quadern gebaut, und hatte sechs Thürme, von welchen der größte mit 4 Etagen versehene, unvol­lendet blieb (deshalb dieBenennung Csonkatorony). Der ganze Bau war nach Velins mehr durch seine Größe als durch Kunst nnd Schönheit bemerkbar. Unter Ma­thias ward vor der Burg die Statue Sigismunds aufgestellt. Ein zweiter von Sigismund begonne­ner, aber gleichfalls nicht vollendeter Bau war der in der Chronik vielerwähnte Thnrm, dessen Spuren

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