Folia archeologica 9.

János Kalmár: Armbrust-Pfeilspitzen als Rangabzeichen

Armbrust-Pfeilspitzen als Rangabzeichen 159 timer, während die Würde des Zweiten Hauptmanns von dem berühmten Michael Toldi bekleidet wurde. 1 1 Auch in Ungarn bestanden Armbrustschützengesellschaften. Der Ge­brauch der Armbrust war in England und Frankreich schon im XII. .lahrh. weitverbreitet. Charakteristisch ist, für welch ernstzunehmende Waffe man sie hielt, dass 1139 das II. lateranische Konzilium den Gebrauch dieser „mörderischen und unchristlichen Waffe" verbot. Nichtsdestoweniger wurden gegen Ende des Jahrhunderts in Frankreich sowohl Armbrustschützenkompanien zu Fusse als auch solche zu Pferde aufgestellt. Im XII. Jahrhundert ist die Armbrust auch in Deutschland nicht mehr unbekannt, doch wird sie dort eher zu -Jagd­zwecken verwendet ; hie und da gebrauchen sie städtische Bürger gegen den Feind. Nach dem ersten Kreuzzuge wird der Gebrauch der Armbrust als Kampfwaffe in Europa immer allgemeiner. Die Armbrustschützen stellten im XIV. und XV. Jahrh. einen wertvollen Teil des Fussvolkes dar. In unserer Heimat finden wir 1427 in König Sigis­munds militärischem Reglement eine Verordnung, gemäss welcher die Adeligen je nach der Grösse ihres Besitzes nicht nur Reitervolk, sondern auch Arm­brustschützen beizustellen hatten. Im Jahre 1435 wurde die Jahreslöhnung eines Armbrusters mit 1 Goldgulden bemessen. 1 2 Das Wort Armbrust (ungarisch számszerij) kommt im Besztercer Wörter­buch in der Form von Zamoszerig (Szamoszerijj) vor, ist also auf das sla­wische Samostrelij, Samostrilij zurückzuführen, was „selbstschiessende" (Waffe) bedeutet. Der ungarische Ausdruck „számszerij" ist also wie wir sehen, eine volksetymologische Wortbildung, deren slawische Abkunft darauf schliessen lässt, dass in Ungarn nicht die zum Grossteil deutschen Stadtbür­ger den Gebrauch der Armbrust in grösserem Ausmasse anbahnten, sondern sie kam vermutlich über Vermittlung Böhmens und Polens zu uns, vorerst als Jagdwaffe, später zur Zeit der Hussitenkriege als ernstzunehmende Ivampf­waffe. Es ist charakteristisch für die Verbreitung der Armbrust in Ungarn, dass schon zur Zeit Hunyadis in Bártfa, Besztercebánya, Selmec, Körmöcbánya, Nagyszombat und Sopron zahlreiche Bogenmeister tätig waren. 1 3 Das Museum von Nagyszeben bewahrt noch heute 25 Armbrüste aus dem XV. Jahrhundert, welche Erzeugnisse der Nagyszebener Bognerzunft sind. Diese Waffen gehörten zu der Verteidigungsausrüstung der Stadt. Die ehemals blühende Zunft verteidigte noch im Jahre 1492 einen zu den städtischen Befestigungswerken gehörenden, eigenen Turm. Eine kennzeichnende Angabe für die Verwendbarkeit der Armbrust ist, dass in den 19 Türmen der Stadt Nagyszeben der im Jahre 1492—93 stattgehabten Waffen-Konskription gemäss 117 Stück Armbrüste, 15 Stück Aufziehvorrichtungen, sogen. Winden und viele Tausend Armbrustpfeile in Evidenz gehalten wurden. 1 4 1 1 Szendrei Ja.a.O. S. 70. 1 2 Szendrei -/., a.a.O. S. 77—78. 1 3 Kiss L., HK 8(1895) S. 161. 1 4 Bielz, •/., Die Hermannstädter Armbrüste. Mitteilungen aus dem Baron Bruckenthalischen Museum. Bd. IV. (Hermannstadt 1934) S. 37—39.

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