Virág Árpád: A Sió és a Balaton közös története. 1055–2005 (KÖZDOK Kft., Budapest, 2005)
Ein geschichtlicher Überblick über die wechselseitige Beziehung zwischen dem Balaton und dem Fluss Sió (1055–2005)
536 EIN GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ... DEM BALATON UND DEM SIÓ (1055-2005) Nádor-Kanals (des früheren Flusses Sárvíz) entstand - auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Tác - Gorsium-Herculia, eine römische Siedlung mit dem Rang einer Stadt, die im 4. Jh. über Paläste, öffentliche Gebäude, eine altchristliche Basilika und breite Straßen verfügte. Die seit Jahrzehnten laufenden archäologischen Ausgrabungen auf dem Gebiet der etwa 40 km von Balaton und Siótal entfernt liegenden römischen Siedlung haben unter anderem bewiesen, dass in diesem Teil der zur Römerzeit als Pannonien benannten transdanubischen Provinz stets ein warmes, trockenes mediterranes Klima herrschte. Der Wasserstand des Balaton stieg in der von den Klimaforschern als „römisches Optimumklima” bezeichneten Zeit äußert selten über 104,7 müA, so dass es nur vereinzelt zu einem Abfluss in das Siótal gekommen sein dürfte. Von einem niedrigen Wasserstand des Sees zur Römerzeit zeugen auch die Funde römischer Gräber in der heute von Wasser bedeckten ufemahen Zone. Ungeachtet dessen verbreiterte sich im 20. Jh. die Ansicht, die Römer hätten den Balaton trockengelegt und Kaiser Galerius habe 293 n. Chr. bei Siófok eine Schleuse bauen lassen. Dieser Irrglaube entstand einerseits dadurch, dass Sextus Aurelius Victor in seiner Schrift „ Historie Romanae... ” über von Kaiser Galerius im Gebiet von Pannonien angeordnete Waldrodungen bzw. eine Ableitung des „Pelso”-Sees in die Donau berichtete, andererseits dadurch, dass manche Archäologen die Mauerwerkfragmente, die während der Verlegung der Eisenbahnlinie 1907 bei Siófok gefunden wurden, für die Reste der von Galerius errichteten Ablassschleuse hielten. Die Datierung der Mauerreste auf die Römerzeit ist jedoch umstritten. Nach Abwägung der einander widersprechenden Meinungen und Untersuchung der Funde kamen wir zu der Schlussfolgerung, dass die Römer weder während der Herrschaft von Kaiser Galerius, noch zu anderer Zeit eine Schleuse zur Ablassung des Sees gebaut haben, was nicht ausschließt, dass sie die kleinen, sumpfigen Seen im damaligen Siótal zeitweise trockengelegt hatten. Die Wasserbilanz des Balaton ist im allgemeinen positiv. Zwischen dem heutigen Kleinen Balaton und den Ortschaften Boglár, Fonyód und Máriafürdő erstreckten sich bereits zur Römerzeit sumpfige Gebiete, die längs des Grabens Határárok weit in den Süden hineinragten. Die römische Herrschaft in Pannonien wurde für zwei Jahrzehnte von den Hunnen abgelöst, danach hielten sich in dieser Region ebenfalls für kurze Zeit Ostgoten und Langobarden auf, ohne jedoch bedeutenderes archäologisches Material zu hinterlassen. Auch zur Zeit des in Asien und in Europa vom Ende des 4. Jh. bis zum Ende des 8. Jh. herrschenden kühlen, trockenen Klimas kam es trotz geringer Verdunstung nicht häufig zu Überflutungen der ufemahen Nehrung und Überschwemmungen des Siótals. Zur Zeit der ungarischen Landnahme (Ende des 9. Jh.) und im darauffolgenden Jahrhundert war der Wasserstand des Sees noch niedrig und auch im Siótal herrschten ähnliche Abflussbedingungen. In einem Ende des 14. Jh. ausgestellten, gefälschten Schriftstück, das auf das Jahr 1092 zurückdatiert wurde, wird erwähnt, dass „sich auf auf dem Gebiet von Somogy das DorfLosta befinde, mit Mühlen am Fok und dem Zollhaus des Dorfes Fok ebendort....” Anhand der Gütergrenzbestimmungen wurde in einer wichtigen Quelle über die Geschichte der Abtei bereits ein Jahrhundert zuvor korrekt festgestellt, dass „das DorfLosta am Ufer des Flusses Fok nahe der Mündung errichtet wurde, dort, wo der Fluss eine Insel umfließt. Die Insel Losta musste nahe an der Mündung gelegen haben, denn das Dorf Cletus, das heutige Kiüti...liegt in einer Entfernung von dreiundeinhalb Kilometer...von der Mündung des Fokflusses. Ungefähr in der Mitte dieser Strecke mussten die Insel Losta und an ihrer Nordspitze oder unmittelbar darüber das DorfLosta gelegen haben.” Nach Vergleich der oben zitierten Beschreibungen des damaligen Austritts des Sió in den Urkunden des 11.-14. Jh. mit Beschreibungen aus dem 18. Jahrhundert und den diesen Beschreibungen beigefügten handgezeichneten Landkarten stellten wir fest, dass die Fok bzw. Fluss Fok genannte Austrittsöffnung des Sees und die Insel Losta tatsächlich an den in den Urkunden bezeichneten Stellen gelegen haben. Sicher ist ebenfalls, dass der Abfluss des Balaton im 11.-14. Jh. je nach Wasserstand schwankte und zeitweise sogar abbrach. Das im Siótal abfließende Wasser wird in den Urkunden ab