O. Gy. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 22. (Budapest, 1984)
Stohl, G.: Sind Hauskanichen reingezüchte Mutanten des Wildkaninchens? (Mammalia, Lagomorpha) 73-82. o.
VERTEBRATA HUNGARICA TOM. XXII. 1984 p. 73. 82 Sind Hauskaninchen reingezüchtete Mutanten des Wildkaninchens? (Mammalia, Lagomorpha) Von G. STOHL (Eingegangen am 24. November, 1983) Abstract: The problem of the traits characterizing domesticated animals in comparison to their wild ancestors is discussed. The common characteristics of all races and lines of the domesticated rabbit seem to be of a nature different from the mono- or digenic determined race and line characteristics. Domesticated rabbits cannot be regarded as pure-bred mutants carrying some specific alleles which are very rare among individuals of wild populations. The altered nucleic acid metabolism characterizing domesticated rabbits is emphasized. Es unterliegt kelnem Zweifel, dass die Rassencharaktere des Hauskantnchens durch Allele bedingt sind, deren Häufigkeit in freilebenden Populationen des Wildkaninchens ( Oryctolagus cunlculus Linnaeus, 1758) äusserst niedrig zu sein scheint. Im Genbestand des Wildkaninchens sind sie ausserdem meistens in ganz anderen Kombinationen vorhanden, und deshalb kommen sie nicht zum Vorschein. Es 1st leicht zu begreifen, dass dies vor allem bei Merkmalen wahrgenommen werden kann, die monogenlsch bedingt sind, oder höchstens durch eine niedrige Zahl von Genen bestimmt werden. Zu dieser Gruppe der Merkmale gehören die die Farbe oder die Beschaffenheit des Haarkleides bestimmenden Genlocl. Diese Annahme scheint durch eine Anzahl von Beobachtungen bestätigt zu werden, wonach alblnotlsche, melanlstlsche oder flavlstlsche Exemplare - wenn mit äusserst niedriger Häufigkeit - auch in freilebenden Populationen des Wildkaninchens immer wieder angetroffen worden sind (vgl. LINCKE 1943, NACHTSHEIM 1936, BARBER 1954). Wenig überzeugend sind die Literaturangaben über Wildkaninchen mit Angora-Haarwuchs, die aus freier Wildbahn stammen sollen. Es wird im allgemeinen angenommen, dass auch in Hinsicht auf die sog. messbaren, quantitativen Merkmale ein ähnliches Verhältnis zwischen Wild- und Hauskaninchen besteht. Die Vergrösserung des Ohres - die sowohl seine Länge als auch seine Oberfläche betrifft - als eines der auffallendsten Domestikationsmerkmale des Kaninchens wurde schon seinerzeit von DARWIN (1868) eingehend diskutiert. Nach CASTLE und REED (1936) kann die Vererbung eines vergrösserten Ohres am einfachsten aufgrund der "multiple factor hypothesis" geklärt werden. Neben einigen (2-4) sog. Major-Genen soll dieses Merkmal durch das Zusammenwirken zahlreicher, weniger effektiver MInor-Gene bedingt werden, die In verschiedenen Chromosomen lokalisiert sind. Dieses Merkmal des Hauskaninchens muss daher auf die Zunahme der Zahl (oder eventuelle Mutation) jener Minor-Gene zurückgeführt werden, die das Wachstum des Ohres im Laufe der postembryonalen Entwicklung beschleunigen.