O. G. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 18. (Budapest, 1978)

Dely, O. Gy.: Erinnerung an Prof Dr. Robert Mertens (1894-1975) 3-6. o.

tut für Zoologie der Universität Leipzig, aber der Weltkrieg bereitete seiner kaum begonnenen Tätigkeit sobald ein Ende. Im September 1916 wurde er zum Militärdienst einberufen. Zuerst diente er als Russisch-Dolmetscher, später aber wurde er als Feldzoologe in Rumänien, in Bukarest, eingesetzt. Von hier aus konnte er seine zoologi­sche Studien auf das ganze Gebiet Rumäniens ausbreiten. Nach dem Kriegsende kehrte er nach Frankfurt am Main zurück, und ab 1. März 1919 übernahm er den Posten eines Assistenten im Museum Sen­ckenberg, der ihm von dem damaligen Direktor angeboten wurde. Anfangs war er in der Vogel- und Säugetiersammlung tätig, später aber beschäftigte er sich ausschliesslich mit Lurchen und Kriechtieren. Von nun an stürzte er sich in die Forschungsarbeit mit einem noch grösseren Schwung, und dies hatte zu seiner Folge, dass seine wissenschaftliche Laufbahn sowohl im Mu­seum-, als auch im Universitätsleben schnell emporgestiegen war. 1925 wurde er zum Kustos ernannt. 1932 habilitierte er sich als Privatdozent an der Universität Frankfurt am Main und zwei Jahre später, 1934 wurde Ab­teilungsleiter am Senckenberg. 1939 erhielt er den Titel eines Universitäts­professors und seit 1947 bis zu seinem Rücktritt war er Direktor des For­schungsinstitutes und Natur-Museums Senckenberg. 1953 wurde ihm die Ho­norarprofessoriat von der Universität Frankfurt am Main in Anerkennung seiner hervorragenden wissenschaftlichen Tätigkeit verliehen. Professor MERTENS kannte die Welt der Amphibien und Reptilien nicht nur aus den Präparaten einer wissenschaftlichen Sammlung, sondern auch aus der freien Natur. Studienreisen führten ihn Jahrzehnte hindurch in viele Länder unserer Erde vom Indonesischen Archipelagel bis in die verle­gensten Küstengebiete Südamerikas. Anatomie der Krokodile Südasiens stu­dierte er ebenso an Ort und Stelle wie das Verhalten der Seeschildkröten der südamerikanischen Küsten. Obwohl er in seinen jungen Jahren auch in Ru­mänien tätig gewesen war, besuchte er unser Land niemals. Da aber er die Tätigkeit der ehemaligen grossen ungarischen Herpetologen besonders hoch eingeschätzt hatte, interresierte er sich immer für den Stand der herpetolo­gischen Forschungen in Ungarn - wie darüber der Verfasser dieser Zeilen im Jahre 1968, als er den berühmten Herpetologen zum erstenmal im For­schungsinstitut und Natur-Museum Senckenberg im Frankfurt am Main auf­suchte, sich persönlich überzeugen konnte. 1960, in seinem 65. Lebensjahr war er in den Ruhestand getreten. Dies bedeutete aber für ihn kein Ende der Forschungsarbeit, sondern im Ge­genteil - frei geworden von den ermüdenden Amtsgeschatten - setzte er seine wissenschaftliche Tätigkeit mit einer noch grösserer Begeisterung fort. Er hat sich an seiner angewohnten Lebensweise weiterhin festgehalten und jeden Tag erschien er in seiner beliebten herpetologischen Sammlung. Seine Ar­beitsintensität wurde auch von einer schweren Kehlkopfoperation kaum be­einflusst. Im Sommer 197 5 erfolgte aber in seinem Leben ein tragisches Ereignis . Am 5. August, als Prof. MERTENS in der gewohnten Weise mit der Pflegung und Fütterung seiner Tiere beschäftigt war und seinem Liebling, einer südafrikanischen Baumschlange (Theletornis kirtlandii) , eine schwer verletzte Baumechse als Futter vorhielt, biss die Schlange blitzschnell in seinen rechten Daumen. Dieselbe Schlange hatte ihn schon vor einigen Mo­naten - jedoch in einer völlig anderen Situation, nämlich im Abwehr - ge-

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