O. G. Dely szerk.: Vertebrata Hungarica 16. (Budapest, 1975)

Janisch, M. ; Stohl, G.: Ein chinchillafarbiger Feldhase (Lepus europeus Pallas) aus Ungarn 73-76. o.

Die Färbung des Tieres war fast vollkommen identisch mit jener eines reinrassigen Chinchilla-Hauskaninchens. In allen Gegenden des Körpers, wo das Fell eines Feld­hasen auch normalerweise gefärbt ist, konnte ein starker Rücktritt der Phäomelanine beobachtet werden, demgegenüber scheint die schwarze Pigmentierung in vollem Mas­se erhalten geblieben zu sein - wie dies auch für die chinchillafarbigen Hauskanin­chen bezeichnend ist. Der Schwund der gelblichbraunen Phäomelanine war in den hinteren Körperpartien vollständig, in der vorderen Körperhälfte fand man aber ei­nige Stellen noch schwach gelblichbraun überlaufen. Am auffallendsten war die gelb­lichbraune Färbung auf der Innen - und Aussenseite der Ohren. Die rein schwarzen Ohrspitzen heben sich von der fast rostgelben Färbung der Ohren ab, in deren Färb­ton aber die grauliche Färbung der Chinchillas ebenfalls zum Vorschein kommt. Bauch- und Schwanzunterseite rein weiss gefärbt, die Halsunterseite aber - die beim normalfarbigen Tier rötlich braun ist - zeigt bei unserem Exemplar eine ganz schwache gelbliche Färbung. Die Farbe der Augen war beim frischerlegten Tier dunkelbraun . Auf Grund der oben angeführten Eigentümlichkeiten der Färbung dürfen wir anneh­men, dass unser chinchillafarbiges Tier homozygot für das rezessive Allel c c hd > "dark chinchilla" war. An Hauskaninchen durchgeführte Kreuzungsexperimente haben den Nachweis gebracht, dass gerade dieses Allel der C-Serie noch eine schwache gelblichbraune Färbung der vorderen Körperpartien hinterlässt (vgl. ROBINSON 1958, SEARLE 1968). Diese Farbmutation scheint beim Feldhasen ziemlich selten zu sein. PRAWOCHENSKI (1935) berichtete über ein chinchillafarbiges weibliches Exemplar, das bei Krakow erlegt wurde. Nach Mitteilung von HALTENORTH (1965) befindet sich auch in der Zoologischen Staats Sammlung in München ein chinchillafarbiger Rammler, das sei­nerzeit von H. HECK in der Oberpfalz gesammelt wurde. Melanistische, aber vor allem flavistische und albinotische Feldhasen wurden verhältnismässig häufiger er­legt, auch über Schecken wurde schon berichtet. Im allgemeinen kann man aber beim Feldhasen viel seltener Farbmutationen beobach­ten wie beim Wildkaninchen (Orytolagus cuniculus LINNAEUS, 1758). Was nun die Ursachen der Seltenheit des Auftretens von Farbmutationen beim Feldhasen betrifft, so müssen wir STUBBE (1962) zustimmen. Er wies darauf hin, dass im Gegensatz zum Wildkaninchen der Feldhase nicht in Familienverband lebt und dass er ein Tier der offenen Geländen ist. Dies alles hat zur Folge, dass es bei dieser Art ein stän­diger Austausch von Individuen zwischen benachbarten Populationen vor sich geht. Das Ergebnis: Panmixie weitesten Ausmasses. Die Wahrscheinlichkeit für das Zu­sammentreffen äusserst seltener rezessiver Allele steht daher sehr nahe zum Null. Weitausgedehnte Monokulturen von Hunderten von Hektaren bieten dem Feldhasen entsprechende Lebensmöglichkeiten und in diesen Monokulturen können auch in der Tat ziemlich grosse Bestände von dieser beweglichen Art existieren. Werden aber diese dem Feldhasen entsprechenden grossen Monokulturen durch künstlich geschaffene oder natürliche Hindernisse von anderen getrennt, so kommt es in den abgeschlosse­nen Gebieten früher oder später zu einer schwachen Inzucht, wenigstens in dem Sin­ne, dass die Wahrscheinlichkeit für das Zusammentreffen dieselben rezessiven Allele tragender, blutsverwandter Geschlechtspartner erhöht wird. Bei äusserest seltenen Allelen ist immer mit einer gemeinsamen Ursprung solcher Gene zu rechnen. Nicht

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