Gábor Eszter: Die Andrássy Straße - Unser Budapest (Budapest, 2002)

in Gips einen viel größeren Eindruck gemacht hat. als auf der Erde und in roten Ziegeln. Mit ihm wurde eine unmöglich scheinende Sache vollbracht, wobei es durch Erweiterung gelungen ist. etwas zu verengen. Aus einer recht breiten Straße wurde ein recht enger Platz. Es hehlt die Selten-Entwicklung. Man sieht vier Straßenmündungen von bedeutender Breite; diese werden von vier Häuserblocks getrennt, welche weder genügend Fassade, noch Tiefte oder Masse auftweisen, um die vier großen Zwischenräume, die durch die in den Platz mündenden Straßen entstehen, auszugleichen. In Wahrheit ist dies Oktogon nur ein Tetragon, das Achteck ein Viereck, da von den acht Seiten vier nur erdacht sind und nur aus Luftt bestehen. Es ftehlen einerseits die Massen, welche den Platz einftassen, und andererseits der Platz, den die Massen säumen könnten. Wenn einst die vier breiten Straßen, die sich auft den Platz öftftnen, ganz ausgebaut werden, so wird der Spanische-Wand- Charakter der den Platz umgebenden vier Häuserblocks, der Jetzt noch recht auftftällig ist. verschwinden, doch ein anständiger echter öftftentlicher Platz wird nie daraus werden: und allen jenen Träumen von einem monumental­en Springbrunnen, einer symbolisch auftgedonnerten Denkmalsäule, einer Marmorsäule und ähnlichem können wir im Voraus entsagen, soweit dies in der Mitte des Oktogons stehen sollte, welche ftür etwas ganz anderes benötigt wird, nämlich ftür den Verkehr." Die Nachwelt bestätigte Hevesi, der Kulissencharakter der Häuser des Platzes verschwand wirklich mit dem Ausbau der Andrássy út und des Großen Rings, doch aus dem Oktogon wurde auch später kein wirklicher Platz. Er blieb eine Straßenkreuzung. Vielleicht hatte man sich die Warnung Hevesis zu Herzen genommen, jedenfalls kam weder ein Springbrunnen, noch eine Denkmalsäule auf den Platz; die einzige Veränderung, die später vorgenommen wurde, war, daß die Rohziegel-Fassaden einen Bewurf bekamen und die gradlinigen Fußgän­gerwege, welche auf die Spazierwege führten, in den fünfziger Jahren abgeschafft wurden. Auf den Verkehrsinseln wurde ein Park angelegt, die Fußgänger auf die bloß aus Luftt bestehenden, vier erdachten Seiten umgeleitet. „Die Gebäude des Oktogons weisen dieselben Charakterzüge wie die Gruppe des .Siebenhauses' auft, d. h. sie können schwer voneinander unterschieden werden. Je zwei in Querrichtung gegenüberliegende Häuser sind auft den ersten Blick vollkommen identisch, wenn auch in den Details einige Abweich­ungen zu ftinden sind. Es sieht so aus. daß die Kindergärten der Hauptstadt in einigen Jahren sämtlich zum Oktogon pilgern werden, wo die Kinder Gelegen­heit erhalten werden, durch Suchen dieser kleinen Verschiedenheiten sich nach der Fröbel-Methode weiter zu entwickeln.” Nicht Antal Szkalnitzky, der Entwerfer der vier Häuser verdient der Monotonie beschuldigt zu werden. Die Auftraggeber, die Prominenten des Radiastraßen- Bauunternehmens, waren um eine einheitliche — wohl eigentlich einförmige — 30

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