Gábor Eszter: Die Andrássy Straße - Unser Budapest (Budapest, 2002)

Der Wahrheit wegen müssen wir aber erwähnen, daß er die gesamte Archi­tektur der Straße, die historisierende Bauweise für lügnerisch hielt und deshalb ablehnte. Das an der Ecke des Liszt Ferenc tér stehende Haus stach nicht durch sein architektonisches Niveau aus der Reihe hervor, sondern weil im Erdgeschoß, am Ort des heutigen Buchgeschäftes der Schriftsteller, sich jahrzehntelang das Café Japan, das zweite, oft auch das erste Zuhause der Schriftsteller und Künstler befand. Hier war der berühmte Künstlertisch, wo sich um die beiden Herrscher, Ödön Lechner und Pál Szinyei Merse die modernen Künstler, sowie die ihre Gesellschaft suchenden Kunstkenner und Mäzene gruppierten. Viele erinnerten an diese Gesellschaft, am farbigsten wohl jedoch der Maler Lipót Hermann in seinem reich illustrierten Büchlein Der Künstlertisch (1958). „Der Künstlertisch des Japan befand Aich hinter dem seitlichsten Sckfenster. welches auf die Andrássy út hinaus sah. (...) Só war wohl die Herzenssache Ödön Lechners. daß dieser Künstlertisch sich hinter dem Fenster zur Andrássy út hin befinde. Zwar zeichnete er Reißig seine genialen Architektenträume am Marmortisch. verfolgte Jedoch mit lebhafter Aufmerksamkeit das Leben auf der Straße, die Männer, Frauen und schö­nen Mädchen und das ständig abwechslungsreiche Panorama. Lechner war, mit seinem schönen, französisch geschnittenen Bart, seinem rosafar­benen Gesicht, der unausbleiblichen Hauskappe auf dem Kopf, einer der Anführer der ganzen Gesellschaft. Siner der Stammesführer dieses farbigen und aus vielerlei Persönlichkeiten zusammengesetzten Reiches. Der andere ■ Künótlertióch des Café Japan. Im Vordergrund links Pál Szinyei Merse. rechts József Rippl-Rónai (Andrássy út 45) 27

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