Zeidler Miklós: Sportanlagen - Unser Budapest (Budapest, 2000)
kampfstätte der Hauptstadt war, setzten die Sportvereine die Genehmigung für ihren vorläufigen Erhalt durch. Anfang 1897 waren unter den nach dem langen Winter zurückkehrenden Sportlern auch die Vertreter der neuen Marotte, die Fußballer. Bis zum Sommer wurde die Leichtathletikbahn erneuert, im Herbst wurde auch die 500 Meter lange, Radrennbahn mit asphaltierter Rennstrecke fertiggestellt. Zu der Bahn von Weltniveau (124 Meter Gerade, Kehren mit einem Radius von 34 Metern und einer Erhöhung von 2,1 Metern) kamen die hervorragenden Rennfahrer der Jahrhundertwende gern, und insgesamt 3 000 Zuschauer konnten von der überdachten Tribüne, die an der Stelle der früheren, von Holzdieben geplünderten Tribünen gebaut worden war, und der gegenüberliegenden Erdtribüne ihren Wettkämpfen Zusehen. Weniger zahlreich waren die „Fachmänner, Damen, Sportfreunde und Laien“, die Zusehen, wie am 31. Oktober 1897 auf dem „sandigen, weichen Rasen“ des Millenáris bei dem ersten offiziellen ungarischen Fußballspiel die Mannschaften Vienna und BTC aufeinanderstießen. Das Match galt als ein besonderes gesellschaftliches Ereignis: die meisten Zuschauer erschienen mit einem Zylinder auf dem Kopf und einem Fernglas in der Hand. Das Spiel war noch ziemlich primitiv, doch das Publikum unterhielt sich prächtig und klatschte begeistert bei den Toren der Wiener und bei den einfallsreichen Ringergriffen der robusten ungarischen Verteidiger. Man mußte diese Sportler mit viel Herz einfach lieben, die es wirklich noch genossen und aus lauter Freude am Match spielten. Die Fußballer der Heldenzeit lebten und starben für den Sport und nutzten jede Gelegenheit, auf das Spielfeld zu treten. Nacheinander fanden die Freundschaftspiele statt, an denen auch die vom Wettkampfsport ausgeschlossenen Gymnasiasten teilnahmen, mit falschem Namen, falschem Bart und Schnurrbart, damit sie von irgendeinem Lehrer nicht erwischt werden konnten. Diese unkonventionellen Jugendlichen gingen, um das neue Jahrhundert zu begrüßen, 1900 „Sylvester gutgelaunt hinaus zu dem Millenniumssportplatz und begannen einige Minuten vor Mitternacht zu spielen, und sie spielten so lange, bis das Mitternachtsläuten anhielt.“ Das erste Tor des 20. Jahrhunderts schoß so vermutlich der ungarische Fußballspieler Gusztáv Faubel. Wegen des wachsenden Interesses wurden im Laufe der Jahre rings um den Platz noch mehrere Tribünen gebaut. 49