Buza Péter - Gadányi György: Kopf Hoch! - Unser Budapest (Budapest, 1998)

VII., VÁROSLIGETI FASOR 33 Zsigmond Vidor, der gelehrte Augenarzt - der übrigens als Sohn eines bescheidenen ührmachermeisters namens Lu­stig in Nagykálló geboren wurde war kein reicher Mann. Vielleicht wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, in Budapest eine Mietsvilla zu bauen, hätte er nicht einen Sohn namens Emil gehabt (schon damals, nach der Jahr­hundertwende, ein erfolgreicher und anerkannter Archi­tekt), und einen kinderlosen Bruder, der in Wien lebte und starb und sein riesiges Vermögen seinem jüngeren Bruder und seinen Schwestern hinterließ. So kam alles zusam­men, und der Bau konnte beginnen. 1906 zog die ganze große Familie in die Wohnungen der Villa ein. ünter an­deren auch die Familie einer seiner jüngeren Schwestern, wo das Familienoberhaupt Lajos Szilárd hieß (übrigens Unternehmer für Tiefbau). Von den drei Söhnen wurde Leó der älteste, später dann der Vater der Atombombe (obwohl er sich - so wird behauptet - immer dagegen wehrte). Auch seine beiden besten Kameraden, János Neumann und Jenő Wigner, sind oft in der mehrstöckigen Vidor-Villa zu Besuch gewesen. Albert Einstein erwähnte sie, wenn von allen dreien gleichzeitig die Rede war, als „die Burschen aus dem Faschor“. Das Trio hatte nämlich das berühmte evangelische Gymnasium in der Városligeti fasor besucht. über die von Emil Vidor entworfene Villa mit den Tür­men, welche die architektonische Lösung der Sommer­häuser unter die Stadthäuser schmuggelte, schrieb die zeit­genössische Építőművészeti Krónika (Chronik der Bau­kunst): „sie wurde in einem Stil erbaut, der vorteilhaft von den Budapester modernen Richtungen abweicht.“ Darun­ter ist folgendes zu verstehen: Vidor benutzte hier - und auch bei seinen anderen Arbeiten - die Stilmerkmale des Jugendstils sehr sparsam und vermischte sie mit unga­rischen. Außerdem fügte er noch Motive hinzu, die er von Károly Kós während ihrer Zusammenarbeit gelernt hatte. Es ist ein außergewöhnliches Gebäude, fast wie ein Schloß, und deshalb passen auch die übereinander ange­ordneten Türme, denen jedoch die Aufrichtigkeit der Holz­balken jede kitschig-süßliche Wirkung nimmt, so gut dazu. 44

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