Buza Péter - Gadányi György: Kopf Hoch! - Unser Budapest (Budapest, 1998)

VI., VÁROSLIGETI FASOR 28 Die Entwurfsdokumentation aus dem Jahre 1893 (mit dem Stempel des Architektenbüros Feterek und Wagner verse­hen) weist das Gebäude als Wohnhaus aus, doch bezüg­lich seiner Stilmerkmale und des für die Bebauung der üm- gebung charakteristischen Geschmacks, handelt es sich doch eher um eine großzügig-elegante Sommervilla, über der gegliederten Fassade sitzt eine solide, auch in ihren Maßen zurückhaltende Kuppel, ohne sie würde das Ge­bäude unvollendet wirken. Zwei Brüder ließen es aus dem väterlichen Erbe bauen, und wahrscheinlich trug der ältere Bruder auch von sei­nem eigenen Vermögen zu den Kosten bei. Er konnte es sich leisten, hatte er doch als bekannter Rechtsanwalt seit Jahrzehnten eine gutgehende Praxis. Von dem jüngeren Bruder kann dies kaum angenommen werden, er war Pä­dagoge und Musiker. Es ist von dem Violinvirtuosen Károly Huber und seinen Söhnen Dr. Károly Hubay und Jenő Hubay, die 1880 beziehungsweise 1890 ihre Namen ma- gyarisierten, die Rede. Letztere errichteten den anspruchs­vollen Bau, wenn auch nicht deshalb, um hier zu wohnen. Berücksichtigen wir alle Nachkommen der Hubays, so leb­te nur der Sohn Jenő des früh verstorbenen älteren Bru­ders - des Rechtsanwaltes - in diesem Haus, der später be­rühmte Komponist, Violinvirtuose und Musikpädagoge glei­chen Namens - der Onkel - jedoch nie. Er verließ sogar das linke üfer und lebte in seiner aktiven Zeit, aber auch noch im Alter in Buda, die längste Zeit in der Fő utca. Aus alldem kann man wohl schließen, daß die Brüder Hubay den Bau der Villa als Investition beabsichtigt hatten, und es war sicherlich kein Verlustgeschäft, denn schon bald (etwa um 1900) kaufte ein wohlhabender Herr die schöne Villa in der Allee als Heim für sich und seine Familie. Es handelte sich dabei um den Großhändler Géza Eppinger, der in der Sas utca in der Leopoldstadt (Lipótváros) ein in der ganzen Stadt überaus beliebtes Geschäft für Meter­waren und Handarbeiten mit hohem ümsatz betrieb. Wie viele Tausende Spitzen, Garnrollen und Strümpfe, wie viele Kilometer feine Stoffe mußte er zur Freude der Damen wohl verkauft haben, bis er hierher gelangt war. 26

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