Buza Péter - Gadányi György: Kopf Hoch! - Unser Budapest (Budapest, 1998)
VIII., Rákóczi tér 2 Wagenschuppen am „Strich“... Der Sattlermeister Kázmér Kölber in der Hatvani utca erlangte noch im 18. Jahrhhundert seinen Bürgerstatus und gründete sich seine Existenz. Sein Sohn baute dann das Geschäft aus: von der berühmten Kölber Wagenfabrik kauften sogar die europäischen Höfe ihre Kutschen, denn das ünternehmen war weit über die Grenzen hinaus bekannt. In der Reihe folgte Fülöp Kölber der Ältere, der die Firma aus der Innenstadt in die unmittelbare Nähe des Gro_ßen Ringes (Nagykörút), in die Salétrom utca verlegte. Die neue, großräumige Werkstatt, die auch als Fabrik bezeichnet werden konnte, war sehr produktiv. Zu jener Zeit entstand dieser Abschnitt des Josephrings (József körút) - die Arbeiten wurden dann im Jahr des Millenniums 1896 beendet. (Millennium = die Tausendjahrfeier der Landnahme der Ungarn im Karpatenbecken.) Die Kölber-Familie, nun schon in der vierten Generation, nutzte die Konjunktur und schuf sich hier ihr neues Zuhause, sie baute das Eckhaus in dieser Straße, wo sich die große Werkstatt des Unternehmens befand. Das hatte jedoch damals schon seinen Zenit überschritten, denn es verkehrten zum größten Erstaunen der Stadtbewohner die ersten Autos. Daß der unbekannte Architekt, der von den Kölbers den Auftrag bekommen hatte, auf das Haus auch eine Kuppel plante, war schon selbstverständlich. Aber er entwarf gleich zwei, ineinander gebaute Kuppeln. Ganz oben bietet ein von einem hübschen Gitter umgebener Austritt dem Besucher die Möglichkeit, sich aus der Höhe rundum die Welt anzuschauen. Wenn sich die Kölbers auf Befehl irgendeines witzigen und mächtigen Geistes hierher zurück verirren würden, wäre es besser, sie schauten nicht nach unten, sondern lieber rückwärts. Dort unten im Geschäft geht es nämlich schon längst nicht mehr um Pferdewagen, obwohl es doch noch immer mit Wagen - wenn auch nicht mit Kutschen - etwas zu tun hat, die hier am „Strich“ halten... 24