Buza Péter - Gadányi György: Kopf Hoch! - Unser Budapest (Budapest, 1998)

VII., Erzsébet körút 44-46 Auch der Mietspalast des Rechtsanwaltes Károly Baum­garten wurde 1889 von Zsigmond Quittner entworfen. Es handelt sich hierbei ebenfalls um ein Eckhaus, und auch auf diesem ragt ein seltsamer Turm in den Himmel, auffal­lend schlank und hoch. Im Erdgeschoß dieses Gebäudes existierte in der guten alten Zeit ebenfalls ein Kaffeehaus, sogar mehrere hintereinander: zuerst das der Familie Föl- desi, dann das von József Weiszberger (er übernahm das Geschäft 1910). Cafébesitzer war auch Leó Berger, und zwar die längste Zeit über bis zur Verstaatlichung des Ge­bäudes. Er wurde dadurch bekannt, daß er den ganzen Mietspalast nach seinem bedeutendsten Mieter, dem Ro­mancier Mór Jókai, Jókai-Hof nannte. Der große ungari­sche Schriftsteller wohnte von 1899 bis zu seinem Tod 1904 in diesem Haus in der zweiten Etage. Was jedoch die Person, genauer die Familie des Erbau­ers betrifft, so begründete auch sie - wie viele der Hausei­gentümer - ihre Existenz mit Naturalienhandel, und zwar noch im 19. Jahrhundert unter der Leitung des Familien­oberhauptes Izidor Baumgarten. Im vorigen Jahrhundert war Budapest jahrzehntelang das wichtigste Zentrum der Mühlenindustrie Europas, vielleicht sogar der ganzen Welt, und ein bedeutender Teil der internationalen Handelsfir­men für Getreide ließ sich in der ungarischen Hauptstadt eintragen. Das solcherart angehäufte Vermögen und Geld hatte Zeit, sich nicht nur in Mietshäuser und Paläste - in die entstehende, reich erscheinende, und hie und da wirk­lich reiche Großstadt - zu verwandeln, sondern auch in die edle Form von Mäzenatentum zur Bereicherung und Ent­wicklung des Geisteslebens. Denn aus diesem Vermögen, dem Ertrag aus diesem Mietshaus zum Beispiel, entstand die einstige Stiftung Baumgarten, das Millionenerbe des Fa­milienmitgliedes Ferdinánd Ferenc, dem mehrere Größen nach Jókai für einige Monate ihren sicheren Lebensunter­halt sowie die Möglichkeit einer ruhigen, schöpferischen Ar­beit verdankten. 18

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