Csernus Lukács - Triff Zsigmond: Budapester Friedhöfe - Unser Budapest (Budapest, 1999)

könnte hier auch einen Soldatenfriedhof gegeben haben, denn als der Westbahnhof und die ihn umgebenden Häu­ser gebaut wurden, verscherbelten die Bauarbeiter Hau­fenweise hier gefundene militärische Auszeichnungen und Metallknöpfe von Uniformen. Dieser Friedhof wurde um 1910 endgültig aufgelassen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (um 1825) wurden in der Franzstadt (Ferencváros) und in der Josephstadt (Jó­zsefváros) neue Friedhöfe eröffnet. Die Grenzen des neu­en Franzstädter (Ferencvárosi) Friedhofs bildeten der Hal­ler tér-die Mester utca-Gát utca-Vágóhíd utca. Hier wurde 1827, von allen vergessen, der berühmte Zigeunerprimas János Bihari bestattet. Diesen Friedhof beschreibt auch der bekannte ungarische Schriftsteller Mór Jókai in seinem Roman És mégis mozog a föld... (Und die Erde bewegt sich doch). Der Novellist Aladár Ballagi berichtet in einer Arbeit Élő tanításunk (Lebende Lehren), daß er als Kind auf diesem Friedhof war, der sich schon damals in einem traurigen Zustand befunden hätte. Auf dem ungepflegten Gebiet konnte man kaum die Grabhügel erkennen, die be­schädigten Grabsteine hingegen lagen überall verstreut und herum. Ein Großteil davon wurde später zum Bau von Häusern verschleppt. Aus all den verwüsteten Gräben rag­te ein erhalten gebliebenes Kreuz hervor, auf seinem Po­stament folgende Inschrift: Hier ruht Baron Zsigmond Perényi von Perény, der am 24. Oktober 1849 morgens um halb sechs diese Welt verlassen mußte zum größten Schmerzen seiner untröstlichen Ehefrau und seines einzi­gen Sohnes. Am 14. April 1849 hatte er als der Präsident der Siebenrichter-Tafel die ünabhängigkeitserklärung un­terschrieben; deshalb wurde er dann im Oktober auf dem Platz hinter dem Neugebäude erhängt. Die neueren Jo­sephstädter (Józsefvárosi) Friedhöfe verlegte man auf bei­de Seiten der Kőbányai út, auf das Gebiet des heutigen Josephstädter Bahnhofs und der Granz-MÁVAG Fabrik. Auf letzterem waren mehrere Märtyrer des Freiheits­krieges von 1848 beerdigt, die gemäß der Verordnung Haynaus auf Mistkarren zum Friedhof gebracht worden waren. 1868 wurden sie nach einem Aufruf der Witwe des Generals János Damjanich, Held des Freiheitskrieges von 1848/49, exhumiert und im November 1870 in einem ge­meinsamen Grab auf dem Kerepeser Friedhof bestattet. Auf dem Josephstädter (Józsefvárosi) Friedhof ruhten auch 33 Jahre lang die Eitern des berühmten Dichters Sándor Petőfi. Auf dem rosafarbenen Marmorgrabstein steht nur: 9

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