Hajós György: Der Heldenplatz - Unser Budapest (Budapest, 2001)
Die öffentlichen Kunstsammlungen in Ungarn stammen - im Gegensatz zu vielen großen und berühmten Sammlungen - nicht aus den Privatsammlungen der ungarischen Herrscher, da diese im Laufe der bewegten ungarischen Geschichte entweder zu Grunde gingen oder außerhalb der Landesgrenzen gelangten. Die Basis dieser Sammlung bildeten die Sammlungen von Adligen, geistlichen Würdenträgern und reichen Privatpersonen, später durch staatliche Käufe und Geschenke erweitert. Des fehlenden Platzes wegen konnten sie nicht ausgestellt werden. Im Nationalmuseum befanden sich jene Bilder, die aus dem Palast von Pozsony (Preßburg, heute Bratislava - Slowakei) nach Buda gelangt waren (und 1849 in den Besitz des Staates übergingen). Zwischen 1832 und 1836 kaufte der Staat die Sammlung des bekannten Sammlers der Reformzeit Miklós Jankovich. Der Erzbischof von Eger, János László Pyr- ker schenkte 1836 seine aus 192 Stücken bestehende wertvolle Bildersammlung dem Nationalmuseum. Bischof Arnold Ipolyi, einer der Väter der ungarischen Geschichtsschreibung, schenkte 1869 seine Privatsammlung der Landesgemäldegalerie, die im Gebäude der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Platz erhielt. Hierher gelangte auch die Esterházy-Sammlung, die 637 Gemälde, 3 535 Zeichnungen und 51 301 Stiche umfaßte und die der Staat 1870 kaufte und aus Wien nach Pest bringen ließ. Károly Pulszky, Akademiker und hervorragender Kunsthistoriker, vergrößerte als Direktor der Landesgemäldegalerie die Sammlung systematisch und machte sie anhand von wissenschaftlichen Publikationen in ganz Europa bekannt. 1884 kaufte er im Auftrag des Staates bedeutende Werke in Italien, unter anderem auch das Männerprorträt von Piombo. Schon beim Kauf der Esterházy-Sammlung wurde die Frage aufgeworfen, ein Gebäude zu errichten, welches der Ausstellung sämtlicher Sammlungen dienen würde. Die Gnterbreitung des Ministerpräsidenten vom Januar 1894 bestimmte den Ort für das Gebäude auf dem Gebiet hinter dem See zum Tiergarten hin, das detaillierte Programm aus der zweiten Hälfte desselben Jahres schlug dann vor, das Gebäude in der Verlängerung der Andrássy út, auf der andern Seite der Brücke zu plazieren. Der Staat wollte die Kosten unter der Bedingung übernehmen, daß die Haupt44