Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)

Während der Periode des Wiederaufbaus waren die Ar­chitekten die „Flickschneider für die Fetzen des Landes“. Die Aufgaben waren gegeben: die „Beseitigung der Ruinen­situation“, die Ingangsetzung von Verkehr und öffentlichen Betrieben sowie der Aufbau der gesprengten Brücken. Die Schwierigkeiten wurden von dem Sozialdemokraten József Fischer (dem letzten Vorsitzenden des Hauptstädti­schen Rates für öffentliche Arbeit, Regierungskommissar für das ungarische Bauwesen) Anfang 1947 in seiner Bewertung der Situation gut charakterisiert: „Was bis jetzt geschah, war nur eine erzwungene Wiederherstellung, ob­wohl wir wiederaufbauen wollen, und auf diesem Gebiet sind wir noch bei den Vorarbeiten.“ Die Hauptstadt geriet erst am 20. April 1948 in die La­ge, feststellen zu können: in Budapest gibt es keine be­schädigten Dächer mehr! Diesem Umstand setzt das Re­lief von Margit Kovács (1948) an der Mauer des Gebäudes in der Városház utca 9-11 (Sitz der Selbstverwaltung der Hauptstadt) ein Denkmal. Der damalige Bericht - Die Rui­nenstadt ist auferstanden (1947) - faßte die geleisteten Arbeiten zusammen. Danach waren Epidemien vermieden worden, mit behördlicher Aktion waren die Dachdek- kungsarbeiten begonnen sowie die Schäden erfaßt wor­den: vier Prozent des Gebäudebestandes waren vollkom­men zerstört, und nur sechsundzwanzig Prozent waren unbeschädigt. Von den 290 000 Wohnungen waren, Putz- und Glasschäden nicht mitgerechnet, 210 000 erhalten geblieben, 20 000 waren vollständig kaputt. Die Forint-Währung, das neue Geld (1. August 1946) brachte eine Wende im Wiederaufbau: Die Stadt hatte nun ein Budget, deshalb konnte ein Programm für die Stadt­entwicklung angefertigt werden, das die Probleme in den Bereichen Sozialpolitik, Kultur, Wohnungsbau, Gesund­heitswesen, Unterrichts- und Bildungswesen sowie Verkehr (Marx tér, Kálvin tér) lösen sollte. 1946 wurde die Freiheitsbrücke wiederaufgebaut, die Margaretenbrücke errichtet, die Gebäude für die Interal­liierte Kontrollkommission wiederhergestellt, das Ester- házy-Palais in der Esterházy utca 30 (heute Pollack Mihály tér 8) für den Präsidenten der Republik und seine Familie wiederaufgebaut. Auf dem Gebiet zwischen Béke-Fias- tyúk-Nővér utca setzte man den während des Krieges un­terbrochenen Bau von Kleinwohnungen (ein größeres Zimmer, eine Wohnküche, Kammer, Vorzimmer, WC) in „kasernen“artigen Reihenmietshäusern in den Stadtbe­zirken Magdolnaváros (Magdalenenstadt) und Angyal­föld fort. In den zweistöckigen Häusern gab es in je­8

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