Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)
Der Sitz des Kontingentierüngsamtes in vollem Schmück (1950) seitigung der Schäden war. Die Jahre zwischen 1946 und 1949 bilden in der Geschichte der ungarischen Architektur eine Übergangszeit: Neben Rekonstruktionen und ümbau begann man in dem Formensystem, das so bald als überholt und verwerflich bezeichnet wurde, auch neue Gebäude zu errichten. Die Hauptquellen des Modernismus zwischen den beiden Weltkriegen waren die Grundsätze und Werke des Bauhauses und von Le Corbusier. Die Einteilung des Grundrisses eines Gebäudes war dank des Konstruktionsprinzips der Skelettbauten aus Stahlbeton frei, die Zwischenwände konnten frei gesetzt werden, doch trotzdem rationell, der gegebenen Funktion entsprechend. Die Fassade richtet sich nach dem Grundriß und ist schmucklos, ohne Ornamentik. Der Baukörper ist geschlossen, würfelförmig oder ein horizontal liegender Quader, mit einem Flachdach. Die Fassade wird durch ein Fensterband und frei stehende Stützen, Säulen gegliedert. Die Fassaden der Wohnhäuser, doch vor allem die der öffentlichen Gebäude, werden oft mit einer Steinverkleidung versehen. Ein wichtiges Element ist auch der Dachgarten, beziehungsweise das zurückgesetzte Dachgeschoß. Im Wohnungsbau muß - vor allem gestützt auf die Prinzipien des Bauhauses - der Architekt die modernen Rahmen der ausreichenden und minimal notwendigen Daseinsbedingungen sichern; dadurch kann er seine soziale Aufgabe erfüllen. Die realisierten Formen dieser Prinzipien in üngarn sind unter anderen: Villen in Buda (Lajos Kozma, József Fischer, Máté Major, Farkas Molnár), das Wohnhausensemble am St.-István-Park (XIII., Pozsonyi út 38-42, Béla Hof- stätter, Ferenc Domány), der Postpalast in der Dob utca 75-81 (Gyula Rimanóczy), das zentrale Geldinstitut (V, 5