Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)
Bürogebäude des ungarischen Parlaments - Ágost Benk- hard, László Gábor, Lajos Gádoros, Gyula Rudnai), das von weitem so aussieht wie irgendeine Pappschachtel, in die Kinder Hirschkäfer stecken und Löcher hineinbohren, damit die Käfer Luft bekommen.“ In ähnlichem Ton wurden von anderen Kritikern unter anderen die „nichtssagende und teure“ Architektur des „Punkthauses“ am Donauufer, sodann die das Stadtbild verschandelnden Gebäude im Stil des „wilden Westens“ mit schiefen Mauern: der Busbahnhof auf dem Sztálin tér und der Flügel des Verteidigungsministeriums II., der damals gerade gebaut wurde (Balaton utca), angeprangert. Lind es gibt auch solche Bauten - so lautet die zeitgenössische Kritik -, wie zum Beispiel der Sitz des Planungsbüros für Öffentliche Gebäude (V, Kecskeméti utca 12 - Egon Payr), deren Fassade nicht mal den Putz verdient, geschweige eine sündhaft teure Steinverkleidung. Auch das Gewerkschaftshaus der Bergarbeiter von György Szrogh wurde nicht verschont, „dessen Vorhalle, eine parabolische Eisenbeton-Schalenkonstruktion ist; er scheute sich nicht, als symbolische Raumgestaltung das Motiv des Bergwerksstollens über der einige Meter breiten, gangähnlichen Vorhalle in Form von einer Eisenbeton- Schalenkonstruktion anzubringen“. Nach alldem summierte György Kardos, Professor an der Technischen Clniversität für Architektur der Neuzeit, in seiner Eröffnungsrede auf dem Kongreß des üngarischen Architektenverbandes (MÉSZ) die Begründungen der Kritik: „Die modernistische Architektur bedeutet in der sozialistischen Architektur, daß wir auf das Recht der Kunst verzichten, welches die elementarste Kraft und den wesentlichen Sinn darstellt. Wir verzichten auf die die Gesellschaft bewegende und organisierende Kraft, auf die Darstellung des Aufbaus des Sozialismus und des sozialistischen Lebensstils.“ Außerdem wird diese modernistische Architektur vom Volk gar nicht verstanden. 30