Prakfalvi Endre: Sozialistischer Realismus. Architektur in Budapest 1945-1959 - Unser Budapest (Budapest, 1999)

gungsgebäude auf dem Flughafen Ferihegy - noch vor dem Krieg, im Jahre 1939 von Károly Dávid entworfen und ohne wesentliche Veränderungen aufgebaut, dann im Mai 1950 der Öffentlichkeit übergeben - wurde jedoch nicht kritisiert, genauso wie der Sitz der Zeitung Szabad Nép (Freies Volk), der „Zeitungspalast“ (VIII., Blaha Lujza tér 3), von dessen Seitenfassade man 1992 das Relief mit dem Titel Befreiung und Wiederaufbau (András Beck-Jenő Kerényi-Sándor Mikus, 1950) entfernte. Die Schlüsselpunkte der Ereignisfolge dieser prinzipiel­len Plänkereien zeigen plastisch und deutlich den archi­tekturhistorischen Prozej3 des Wohin-Woher. Die Auffas­sung der neuen Architektur erkannten viele der Architek­ten, die sich sowohl um die Zeitschrift Tér és Forma (Raum und Form) als auch um Új Építészet (Neue Architektur) gruppierten, als ihre eigene an, doch die unterschiedliche .Weltanschauung“ teilte sie. Máté Major (er war ein illegaler Kommunist gewesen) legte in seiner programmatischen Schrift „An die ünga- rischen Architekten!“ in der ersten Nummer des ersten Jahrgangs von Új Építészet (Neue Architektur) folgendes fest: .Wir müssen das Bauwesen aus der wirtschaftlichen und juristischen Gebundenheit eines engen Klassenin­teresses lösen ... sprechen wir es endlich aus! ... auch die Architektur ist durch und durch vom Politikum durch­woben.“ 1947 hob er schon die Aufgaben der Architektur auf die Ebene der reinen Ideologie, als er sein Engagement für die dialektische Einheit von Politik und Architektur aussprach. Die Gesellschaft und die Stadt der Zukunft kann sich - wie er schrieb - nur derjenige Architekt „wirk­lich vorstellen“ und verwirklichen, der sich der Weltan­schauung des „Fortschritts“ verpflichtet fühlt. ln Tér és Forma (Raum und Form) konnte damals Pál Granasztói im Gegensatz zu Major noch darauf aufmerk­sam machen, daß sich die Architekten eben im Interesse des Aufbaus der Gesellschaft der Werktätigen nicht an doktrinären Grundsätzen festhalten sollten. Die Aufgaben der Architektur seien einfach und rational zu lösen, denn das Formenprinzip der modernen Architektur folgert nicht so sehr aus der gesellschaftlichen Ideologie, sondern eher aus dem präzisen Erkennen der statischen Gesetze. Er ver­suchte, auf der Ebene der Praxis zu bleiben, als er darlegte, daß die „Planmäßigkeit neuen Typs“ und die Präfabrika­tion (Fertigbauweise), die das Anwachsen der Produktivität zum Ziel hatte, in der gegebenen Situation noch nur die Verwendung von Ziegeln bedeuten konnte. Zu jener Zeit entstanden auf dem Papier inventiöse und verfeinerte Bau­19

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