Gábor Eszter: Budapester Villen - Unser Budapest (Budapest, 1997)

Zur Jahrhundertwende gehörte die Dominanz der Neo­renaissance-Villen schon der Vergangenheit an, immer mehr begann beim Villenbau der englische Einfluß über­hand zu nehmen. Der „englische Einfluß“, oder was man zur Jahrhundertwende als diesen betrachtete, kann in zwei wichtigen Momenten festgehalten werden. Das erste ist die Rückkehr zur Natur. Die Rolle der umgebenden Natur wuchs, die Verbindung zwischen Gebäude und Garten wurde direkter als bisher, man kultivierte die einfacheren, natürlichen Baumaterialien, z. B. das Holz. Es wurden die lokalen Traditionen wiederbelebt, die Konstruktionen und Formen der sog. volkstümlichen Architektur. (Dafür war die verhältnismäßig kleinformatige Villa als Gebäudetyp wirklich gut geeignet.) Dabei muß jedoch festgestellt wer­den, daß die - in Deutschland als Folge der Tätigkeit von Hermann Muthesius verbreitete - direkt in den Garten ge­baute Villa, wo der Garten die Fortsetzung des Wohnraums bildete, in Ungarn nicht allgemein wurde, ja ausgespro­chen als seltene Ausnahme galt. Das zweite Moment: die Benützer wollten, statt den stei­fen Formen der perfekten Renaissance-Villen zu folgen, Häuser bauen, die ihren konkreten Ansprüchen entspre­chen sollten. Die Renaissance-Villa (es ist wahr, die Neore­naissance viel weniger) stellte die Formulierung eines ma­thematischen Systems, eines ganzen Weltbildes im Raum dar. Das englische Manor House hingegen war die Hülle des täglichen Lebens seiner Bewohner. Die Renaissance- Villa ist essentiell für jeden Benützer gleichermaßen ge­eignet, es versteht höchstens nicht jeder die durch das Ge­bäude vermittelte Botschaft. Das Haus „englischen Typs“ ist wie ein maßgeschneidertes Kleid, entspricht dem, nach dessen Wunsch es gebaut wurde. Jede an der Renais­sance-Villa vorgenommene Änderung schadet dieser, das reine Formensystem wird gestört; den Charakter des Hau­ses „englischen Typs“ ändert keine Umgestaltung, da Fle­xibilität seine Essenz ist. (Unter den Neorenaissance-Villen Ungarns gab es kaum einige, die nach den strengen Kon­struktionsregeln geplant worden waren, doch meines Wis­sens nach gibt es keine einzige, die im ersten Vierteljahr­hundert nicht bedeutend vergrößert wurde, und die ihre ori­ginale Struktur sich hätte bewahren können.) Bezüglich der Raumorganisation besteht zwischen der schon früher erwähnten Strasser-Villa und der 1904/05 er­bauten Villa des Bauunternehmers Hermann Babocsay (Dó­zsa György út 92/B und Ecke Andrássy út, Aladár Árkay - 1928 nach Plänen von Lajos Kozma umgebaut) eine gewis­se Verwandtschaft. Auch hier wird eine zweistöckige Halle 22

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