Gábor Eszter: Budapester Villen - Unser Budapest (Budapest, 1997)
meinsam vom alltäglichen bürgerlichen Ideal: der kreative Mann, welcher mit seiner ertragreichen Arbeit den Wohlstand der Familie sichert. Die Glasmalerei des Hallenfensters sowie die Thematik des Brunnens in der Mitte des Saals sind nicht mehr so banal. Kernstok hat am Glasfenster das arkadische Bild des zeitlosen Seins geschaffen, die beiden knienden Bronzegestalten des Brunnens von Vilmos Fémes Beck gleichen sich im Geist, ja bis zu einem gewissen Grad auch in der Form diesem an. Mór Grünwald, der Schwager von Miksa Schiffer, ebenfalls ein reicher und gebildeter Bauunternehmer, ließ einige Jahre später, ebenfalls von József Vágó für seine Familie eine Villa bauen (Ostrom utca 1., 1914/17). War Schiffer schon großzügig mit dem Grund umgegangen, so zeigte sich Grünwald direkt verschwenderisch, seine Villa wurde nämlich auf einem Baugrundstück von 1600 Quadratklaftern am Hange des Budaer Burgbergs, neben dem Wiener Tor erbaut. (Der Garten der im Krieg zerstörten Villa ist der heutige Europa Park.) Die Villa bestand aus zwei Gebäuden - das Nebengebäude war kein Anhang, sondern organischer Teil der Komposition. An der obersten Spitze des fächerförmigen Grundstücks wurde zur Hauptstraße hin das einstöckige Nebengebäude gebaut, in welchem sich die Garage, die Gärtnerwohnung und die Gästesuite befand. Auf der anderen Seite des als geschlossenen Hof ausgebildeten Gartens, und zwar mit einer breiten Gartenfront, beGlasmalerei uon Károly Kernstok in der Vorhalle der Villa - Detail vom Karton des unteren Teils. Das gegenwärtige Fenster ist eine Rekonstruktion. 35