Ferkai András: Geschäftsfassaden - Unser Budapest (Budapest, 1996)
utca 10., V, Kálmán Imre utca 12., V, Sas utca 6., V, Vámház körút 16.). Mit dem Aufschwung des Geschäftslebens begnügten sich die Händler nicht mehr mit einer engen Toröffnung und kleinem Schaufenster. Der Konkurrenz wegen trachteten sie soviel wie möglich von ihren Waren vorzuzeigen, die Aufmerksamkeit der Passanten um jeden Preis zu erwecken. Zuerst erschienen an die Oberfläche der geöffneten Spaletten gehängte, mit naiver Anmut gemalte Firmen- und Reklameschilder sowie direkt an die Mauer gepinselte Aufschriften oder Bilder, dann an den Wandpfeiler gebaute, flache Schaufensterkästen. Nach und nach nahmen die Händler jeden freien Platz im Erdgeschoß der Gebäude für sich in Anspruch. Geschäftsfassaden im heutigen Sinne entstanden auf Grund einer Verordnung, welche es erlaubte, daß die Front der Schaufenster 30 cm vor die Stirnseite des Hauses treten durfte. So konnten die früher separaten Öffnungen und die Schaukästen von den Wandpfeilern in einer einzigen architektonischen Komposition zusammengefaßt werden. Dieser an die Fassade gefügte Holzbau umfaßte den Eingang des Geschäftes, die Schaufenster, das Firmenschild, verbarg auch die Markisen und die Rolläden oder Schutzgittervorrichtung. Verglichen zur Anarchie der Firmenschilder bedeutete die Geschäftsfassade schon eine höhere Entwicklungsstufe: sie ordnete die zu einem Laden gehörenden Elemente. Dieser Bau wurde in Formen der historischen Architektur gekleidet. Er verfügte über Sockel und Gesims, dessen Fries dem Firmenschild Platz bot. Der untere und obere Streifen wurde durch geschnitzte Holzpfeiler oder Halbsäulen verbunden, diese umrahmten die Schaufenster und den Eingang. Die Holzfassade war meist solide Handwerkerarbeit: sie wurde von Tischlermeistern geplant und ausgeführt. Im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts entwarfen jedoch schon Architekten Ladenfronten - vor allem solche, die gleichzeitig mit dem Gebäude errichtet wurden. Das Ende des vorigen Jahrhunderts Auf Fotografien vom Ende des Jahrhunderts sind auf den Straßen der Innenstadt von Budapest ein Laden neben dem anderen zu sehen: sie bildeten sozusagen eine ununterbrochene Wand entlang dem Erdgeschoß der Häuser. Die immer zahlreicher werdenden Ladenfronten wurden später scharf kritisiert, daß sie weder aufeinander noch auf 7