Ferkai András: Geschäftsfassaden - Unser Budapest (Budapest, 1996)

Die Zeit des verstaatlichtem Handels (1948-1980) Während der Belagerung der Hauptstadt in den Jahren 1944/45 wurde ein Großteil der Geschäftsfassaden beschä­digt, viele sogar ganz zerstört. Einen ebensolchen, wenn nicht größeren Schaden richtete dann die Verstaatlichung des Handels und der Industrie in den Jahren 1948-1950 an. Die Konkurrenz, welche zu einem Wetteifern der Schau­fenster beigetragen hatte, verschwand, die staatlichen Un­ternehmen verfügten über das Monopol und hatten kein Interesse an anspruchsvollen, individuellen Geschäftsfas­saden. An edle Materialien konnte man sowieso nicht kom­men, der frühere Erzeuger-Hintergrund jedoch war mit ei­nem Schlag verschwunden. Sämtliche Firmen, die sich damit beschäftigt hatten, wurden verstaatlicht, Direktoren und Ingenieure entlassen, die Herstellungspläne mit Last­autos auf die Müllkippen gebracht. (So wurde aus der Fir­ma Haas und Somogyi ein „Metallarbeiter“-Ünterneh- men.) Das Entwerfen von Schaufenstern hörte auf, als selb­ständige Berufsart zu existieren. Der als Mittel zentraler Verteilung funktionierende staatliche Handel begnügte sich mit der billigsten angemalten Holz- oder Eisen-Fassade von einheitlichem Typ. Die früheren Entwerfer versuchten einiges ihres Fachwissens gezwungnermaßen in staatli­chen „Planfabriken“ zu verwenden. Ihnen sind noch einige anspruchsvollere Arbeiten vom Anfang der fünfziger Jahre zu verdanken, wie das heute vom Abriß bedrohne Úttörő (Pionier) Warenhaus (Kossuth Lajos utca 11., V Bezirk; Gábor Forgó, 1951) oder das Emblem des Csemege (De- likatessen)-Korbes (1952 von Pál Gábor, dem später in Frankreich berühmt gewordenen Graphiker entworfen), welches in letzter Zeit eine unglückliche viereckige Form erhalten hat, um die Glücks-Figur der Firma Meinl hinein­zuplazieren. Nach einer absoluten Mangelwirtschaft, als in den Schau­fenstern Konserven und politische Parolen verstaubten, er­lebte der Handel in den sechziger Jahren einen Auf­schwung. Neue Schaufensterfronten wurden zuerst im Zu­ge des Arkadenbaus (Astoria, Rákóczi út) und beim Zubau­en von 1956 entstanden Straßenlücken errichtet, später dann auf allen Hauptstraßen. Diese wurden von profes­sionalisierten Planerunternehmen entworfen und von in der Reihenfabrikation interessierten Ausführungsunterneh­men angefertigt. Charakteristisch für das Ende der fünf­ziger Jahre war die gepreßte Metallfassade und - als blas­36

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