Buza Péter: Quellen und Zierbrunnen - Unser Budapest (Budapest, 1994)
ihren alten Stammplatz, den einstigen Fischmarkt, zurückzufinden. Nach einem langen Verweilen im Volksgarten steht sie jetzt, wenn auch nicht weit von ihrem Geburtsort, so doch auf einem „fremden“ Platz. Die Fischverkäuferin - jeder nannte sie bloß Fischer Rézi - stand ursprünglich nahe der Donau, auf einem mit einer Radpumpe versehenen Sockel, welcher das gefilterte Donauwasser durch das offene Maul von Delphinen ausspeite. Auch war es der Renovierung zwecks Verschönerung zu verdanken, daß aus diesem durchschnittlichen Allgemeinbrunnen eine Perle der Stadt wurde. Der erste Brunnen wurde noch 1847 ebenda, auf dem Fischmarkt errichtet. Auch dieses Steinstück erregte schon Aufmerksamkeit, und nicht nur wegen des guten Wassers. Sondern weil der Name auf Deutsch daraufgeschrieben stand: Brunnen. (Damals sprach der Großteil der Bürger der Stadt Deutsch.) Mór Jókai macht sich über die ungeschickte Wahl lustig und zwar in Életképek: „Am Fischmarkt haben sie einen Brunnen errichtet, den Namen haben sie auf Deutsch daraufgeschrieben. Sehr richtig! Ein Ungar erkennt es auch so, daß dies ein Brunnen ist...“ Die Fischerzunft veranlagte die Herstellung der Rézi und des verzierten Sockels, und das Wort wurde 1862 zur Tat. (Es gab auch Kritiker, die anstatt der von Kopf bis Fuß bekleideten Fischverkäuferin lieber einen Mann mit heraufgekrempelten Hemdärmeln und barfuß gesehen hätten, da dieser eher das Ideal des Fischers hätte verkörpern können.) Der Pester Steinmetz Mátyás Gottgelb übernahm den Bau, die Schaffung der Skulptur jedoch László Dunaiszky, der Sohn jenes Lőrinc Dunaiszky, dem es vor einem Vierteljahrhundert nicht gelungen war, den Auftrag für den Brunnen der Najaden zu bekommen. Im Gegensatz zu oben erwähnten Kritiken, fanden die Zeitgenossen die Idee meist originell, wenn auch das Sonntagsblatt Vasárnapi Újság zu allem Lob doch einiges auszusetzen hatte: „Auf dem Werk vor uns sehen wir die hübsche und poetische Gestalt eines Fischermädchens, in der rechten Hand hebt sie mit Hilfe des Kleides einen großen Fisch empor, während sie mit der andern Hand ihren weiten Rock in malerische Falten drapiert und an einer Leine kleinere Fische sowie auch ein Netz - das Symbol des Fi- schens - hält; die Fische verschwinden, an ihrer linken Hüfte hinabhängend, fast in den reichen Falten. Alles macht auf den Betrachter einen sehr angenehmen Eindruck, und wenn wir doch einen Fehler finden wollen, so sei hier erwähnt, daß solche armen Fischermädchen, wie dieses eines ist, die sich schwer ihr Brot verdienen - nicht so modern gekleidet herumgehen.“ Rézi Fischer - offiziell der Fischer-Brunnen - wurde zur Zeit der Abtragung und des Umbaus des mittelalterlichen Stadt30