Várnagy Zoltán: Stadtverkehr - Unser Budapest (Budapest, 1994)
gegenwärtige Form der gelenkgekuppelten Straßenbahn entwickelte, die heute auf der Linie 6 fährt und von den Ganz- Werken erzeugt wurde. Die „Stuka“ hielt noch lange die Erinnerungen des Krieges wach, da sie beim Anfahren das Geräusch eines Sturzkampfflugzeuges von sich gab. Die Serie Nr. 3200 spottete man hingegen ihres komischen nickenden Ganges wegen „Purzelbaum“. Nachdem Budapest in den „guten alten Friedenszeiten“ zur Großstadt geworden war, hielt die rasche Entwicklung des Straßenverkehrs bis zum Ende des Ersten Weltkrieges an. Ein Lieblingsthema der Humoristen war die mit VOLL betafeite überfüllte Elektrische, an deren Stufen Trauben von Menschen hingen. 1912 schrieb Andor Gábor im Namen des vielgeprüften Fahrgastes ein Couplet: Auf der Straße stand ich draußen, Wollte weiter nicht mehr laufen, Ging nach rechts, und ging nach links, Doch es kam noch immer nichts! Schleuderte und stand herum, Kam vor Langeweii fast um, Zückte schon das Taschenmesser, Aber endlich kam es besser: Eine kleine Straßenbahn! Jesus, Jesus, Jesus! Drin im übervollen Wagen, Zerdrückten sie mir den Magen, Und ein Fleischer, nicht sehr dünn, Setzte sich dann auf mich hin. In dem Augenblick darauf, Gab ich meinen Geist nun auf. So dem ird'nen Schmutz entkommen, Ist meine arme Seele Mit Streckenkarte in dem Himmel gekommen. Jesus, Jesus, Jesus! Die Gesamtlänge des erbauten Netzes erlangte Ende des Ersten Weltkrieges 175,5 km, die Zahl der Fahrgäste nahm bis 1919 ständig zu und überschritt die 300 Millionen. Gegen Ende des Krieges erfüllten die Elektrischen eine besondere und traurige Aufgabe: sie transportierten die Verletzten von den Bahnhöfen in die Spitäler. Da die Straßeneisenbahnen so gewinnbringend waren, trachtete der Magistrat der Stadt schon zur Jahrhundertwende die Gesellschaften in städtischen Besitz zu nehmen. 1911 kaufte Bürgermeister István Bárczy heimlich 51% der Aktien 10