Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

den, knochigen Hände so weit in die Höhe strecken, daß nicht mal die dünnen oberen Zweige des lebenden Bau­mes bis dorthin reichen... Die Komposition verweist mit mehreren Elementen auf die Werke des großen ungarischen Malers Tivadar Csont- váry Kosztka (1853-1919), der in der Zeit um die Jahr­hundertwende ein bewegtes Schicksal hatte und seine Gemälde in einem einzigartigen Stil schuf. Schon der Titel erinnert an ihn, denn Csontväry selbst nannte die „be­leuchtungstechnische Steigerung“ der Farben und die daraus folgenden, speziellen Lösungen der Pleinairmalerei die „Malerei der Sonnenstraße“. Der im Mittelpunkt der Komposition stehende Baum mit seinen gewaltigen Wur­zeln und den mißförmigen, verkrüppelten Ästen erinnert offensichtlich an eines der berühmtesten Gemälde des Malers, an „Die einsame Zeder“. Die Apostelgestalt scheint ebenfalls bekannt zu sein, und zwar von dem Bild „Der be­tende Heiland“, auch für das komisch und grotesk anmu­tende Pferd gibt es auf dem Gemälde „Sturm über der Großen Hortobágy“ ein Vorbild. Diese Arbeit von Attila Bobály, die als Geschenk des Forschungs- und Entwicklungsinstitutes der Chemieindu­strie realisiert werden konnte, verschmilzt kühn die Sym­bolsysteme einiger gut bekannter Werke Csontvárys. Un­zweifelhaft handelt es sich hier um eines der interessan­testen neuen Denkmäler der Hauptstadt, eine neben ihrer zurückhaltenden Expressivität nachdenklich stimmende Schöpfung von geistiger Tiefe. Die beiden antiken Säulen sind - außer daß sie ähnlich wie bei der Kunst Csontvárys den Rahmen für die einzigartige Bronzestatue bilden - ein feiner Hinweis auf das reiche römische Fundmaterial in dieser Gegend. Reiterstandbilder - in Budapest. An künstlerischem Wert übertreffen sie weit alle ihre auf öffentlichen Plätzen ste­henden Gefährten. Sie stehen in ruhiger Würde auf ihrem Platz und verschmelzen heute schon sozusagen mit dem Stadtbild. Ihre Geschichte ist nicht nur mit der Geschichte der Hauptstadt, sondern auch mit der Ungarns eng ver­bunden. 62

Next

/
Oldalképek
Tartalom