Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

werden sollten. Es gab schließlich doch eine Ausnahme, wenn es sich dabei auch nur um eine Kopie in verklei­nertem Maßstab handelt. Das monumentale Standbild des János Hunyadi (um 1407/09-1456) von Pál Pátzay wurde 1956 anläßlich des fünfhundertsten Jahrestages des ge­gen die Türken bei Nándorfehérvár (heute Belgrad) errun­genen, epochalen Sieges in Pécs auf dem Széchenyi tér eingeweiht. Das bronzene Reiterstandbild in Überlebens­große zeigt den Türkenbezwinger János Hunyadi als ange­sehenen Feldherrn im Vollbesitz seiner Kräfte. Er sitzt in schwerer Rüstung auf einem großen, ausschreitenden Streitroß. An der Seite hat er ein gerades Schwert, er zeigt mit seinem Führerstreitkolben in der Rechten befehlend nach vorn. Der Zeit entsprechend trägt er lange Sporen, um in der schweren Rüstung mit einer einzigen kleinen Bewegung des Knöchels das Pferd zu lenken. Trotz Rüstung und Waffen wirkt die Komposition nicht schwerfällig. Die Statue des Helden von Nándorfehérvár strahlt nicht nur unerschütterliche Ruhe, sondern auch in­nere Energie aus. Die Hauptfigur steht fast in den Steig­bügeln, nur die nach vorn ausgestreckte Rechte bricht die Geschlossenheit. Das mächtige Streitroß und der gepan­zerte Ritter könnten auch furchterregend sein; doch der Reiter trägt keinen Helm auf dem Kopf - so kommen auch die Menschlichkeit und Vertrauen widerspiegelnden Ge­sichtszüge zur Geltung. Der statische Charakter wird durch den (Jmhang des Reiters gelöst, der in unregelmäßigen Falten von seiner Schulter fällt. Pátzay hat „von dem gro­ßen Staatsmann - trotz des Fehlens eines authentischen Porträts - ein wirkliches Porträt geschaffen“ - so zitiert Fe­renc Romváry in seinem Buch über die Statuen von Pécs eine zeitgenössische Nummer der Zeitschrift „Szabad Mű­vészet“ (Freie Kunst). Eine um die Hälfte kleinere Variante des Hunyadi-Denk- mals wurde infolge eines Beschlusses der Stadtführung 1986 im Stadtwäldchen in der Nähe der Burg Vajdahu- nyad, in sogenannter stilgerechter ümgebung, aufgestellt - leider an einem etwas versteckten Ort. An der Vorderseite des verhältnismäßig hohen Postaments steht nur ein Wort: Hunyadi. Die Bildhauerei, die sich mit Werken für öffentliche Plät­ze beschäftigt, hat ihre eigenen Werkstattgeheimnisse und Gesetze. Das auf einem entsprechenden Sockel stehende Reiterstandbild in fünfviertel Lebensgröße wirkt monu­mental, sogar noch größer als in Wirklichkeit. Auf öffent­lichen Plätzen aufgestelllte verkleinerte Varianten wirken je­doch noch kleiner als sie wirklich sind. Das passierte mit 60

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