Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen endet mit der Beschreibung eines anderen Zierbrunnens. Der neue Ver­kehrsknotenpunkt des sich seit den zwanziger Jahren dy­namisch entwickelnden XI. Bezirks war der ursprünglich nach Miklós Horthy benannte Platz, der seit 1945 den Namen Móricz Zsigmond körtér trägt. Auf der einen Seite des Platzes wurde 1942 das kreisförmige, moderne Ge­bäude der Endhaltestelle der Vorortbahn und Straßenbahn errichtet. Im Mittelpunkt des kleinen Innenhofes bekam der stimmungsvolle ürmadjarische Zierbrunnen von Lász­ló Szomor seinen Platz. Der kreisförmige Brunnen wird von drei sich aneinanderschmiegenden Kalksteinreliefs ge­schmückt. Die Darstellungen beschwören die Welt der al­ten, madjarischen Sagen herauf. Auf einem der Reliefs führt ein Recke sein kleines Pferd am Zaum zum Saufen. Auf den beiden anderen sind eine Wasserträgerin, die zah­me Tiere begleitet, beziehungsweise Kämpfer, die ihren Durst löschen zu sehen. Obwohl das Thema märchenhaft ist, widerspiegelt sich dies in dem stilistischen Erscheinungbild der Werke nicht. Die abgeklärte Formenwelt der Reliefs, die den Brunnen schmücken, schöpft aus der Quelle des Volkes. Der Künst­ler strebte nicht nach einer neckischen, anmutigen Dar­stellung. Seine Figuren sind keine Märchenhelden, son­dern Menschen aus Fleisch und Blut. Besonders die Ge­stalt des Recken, der sein Pferd führt, strotzt vor Kraft. Am Körper des Pferdes, das stolz seinen Kopf hebt, sowie an dem Mann, der nur mit einer Art von Schamtuch bekleidet ist, spannen sich auffällig die ausgearbeiteten Muskeln. Diese künstlerische Anschauung und Themenwahl muß grundlegend nicht mit dem Namen von László Szomor verbunden werden. Mehrere bedeutende Werke in ähnli­chem Stil schufen in den dreißiger Jahren Ferenc Med- gyessy und Géza Csorba. 1944 erreichte die Apokalypse des Krieges auch das Gebiet üngarns. Statt über Denkmalsenthüllungen berich­teten die Zeitungen über die Ereignisse auf den nun schon ungarischen Kriegsschauplätzen. VON 1945 BIS HEUTE Nach den katastrophalen Verheerungen des Zweiten Welt­krieges wurden viele Werke, die öffentliche Plätze ge­schmückt hatten, abgerissen. Einige von ihnen verwende­te man Anfang der fünfziger Jahre von neuem: das Mate­rial wurde für die zu errichtende, gigantische Stalin-Statue, 47

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