Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)

Der Künstler verewigte den General barhäuptig, mit dem Tschako in der rechten Hand, und konnte so seine Ge­sichtszüge porträthaft ausarbeiten. Der junge Oberbe­fehlshaber war gerade mal einunddreißig Jahre alt, im Vollbesitz seiner besten Kräfte, er trug einen einfachen, schmucklosen, etwas längeren Offiziersmantel und seine berühmt gewordenen, riesigen Reiterstiefel, über der eben­falls einfachen Satteldecke war zu beiden Seiten des Sat­tels je eine Pistolentasche zu sehen, außerdem an der ei­nen Seite jener Kavalleriesäbel, dessen Original heute im Ungarischen Nationalmuseum (VIII., Muzeum körút 14— 16.) aufbewahrt wird. An der Vorderseite des Sockels mit glatter Oberfläche stand die Aufschrift Görgey Arthur 1818-1916, an beiden Längsseiten des Postaments waren bedeutende Schlachten des Freiheitskrieges eingemeißelt, wo Görgey über die ungarischen Truppen das Kommando führte. (Auf der linken Seite stand laut der überlieferten Fotos: Bányavárosok [Bergbaustädte], Hatvan, Tápió- bicske, Isaszeg, Vác. über die schwerer fotografierbare rechte Seite blieben keine Angaben erhalten.) An den vier Ecken der Rasenfläche wurde, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, neben dem Postament mit treppen­förmigem ünterbau, je ein Böller aufgestellt. Diese der Thematik nach eigentlich überflüssigen Schmuckelemen­te steigerten die künstlerische Gesamtwirkung der Schöp­fung von György Vastagh d. J. nicht, sondern störten diese eher. Das Reiterstandbild erlitt 1945 schwere Schäden, die aber hätten behoben werden können. Der Luftdruck einer eingeschlagenen russischen Mine riß die Statue vom Sockel, und es brachen auch mehrere Teile davon ab. Es schien jedoch, als hätte die Reiterstatue dennoch Glück gehabt: sie war nicht vollkommen zu Bruch gegangen. Aufgrund zeitgenössischer Aufnahmen lag der Hauptteil der Komposition, Kopf und Körper des Pferdes und darauf die ganze Gestalt von Görgey in einem Stück vor dem Gebäude des Kriegshistorischen Museums. Während der Trümmerbeseitigung wurde das Werk - gemeinsam mit seinen abgebrochenen Teilen - als eine wiederherzustel­lende öffentliche Freiraumplastik abtransportiert. Der we­niger beschädigte Sockel stand noch jahrelang als Zeichen für die Absicht da, das Denkmal an seinem alten Platz wieder aufzustellen. Doch dazu kam es nicht. Görgey, der den weiteren Kampf gegen die feindliche Übermacht als aussichtslos beurteilt hatte, legte am 13. August 1849 bei Világos vor den russischen Truppen die Waffen nieder. Deshalb wurde er Anfang der fünfziger Jahre von der un­34

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