Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)
ab. Schon die Maße sind außerordentlich, denn ein Reiterrelief schuf man nicht unbedingt in beinahe Lebensgröße. Das Werk ist ein sogenanntes Hochrelief, auf dem der Künstler die Figuren fast wie in den Raum komponierte Statuen modellierte. Trotz der betont statischen Einstellung verleiht diese Art der Darstellung der Komposition Bewegtheit. János Istók war bei der Gestaltung des Pferdes und des Husaren mit unbedecktem Kopf um eine vollkommen lebensechte Darstellung bemüht. Alles stimmt mit dem Original überein, vom Zaumzeug des Pferdes bis zu dem speziellen Soldatensattel, vom Karabiner des Husaren bis zu seinen Sporen. Trotzdem wird die Komposition nicht von naturalistisch ausgearbeiteten Details beherrscht, auch nicht von der sich vom Kreuz herabbeugenden Gestalt Christi. Den Mittelpunkt bildet der tote Husar. Man sieht an ihm keinen Schnitt oder Stich oder eine andere Verletzung. Doch trotz der ein wenig gekünstelten Haltung seiner beiden Hände ist er offensichtlich tot. Die vollkommene Darstellung des hilflos hinsinkenden menschlichen Körpers in Bronze ist mehr als einfach eine technische Bravour: dazu ist nur ein echter Künstler fähig. Es lohnt sich, auch dem Pferd Beachtung zu schenken. Istók formte ein echtes Husarenpferd. So ein Pferd, das klug ist und seinem Reiter im Guten wie im Schlechten ein echter Gefährte. Als wollte Istók mit der Darstellung des traurigen Tieres, das seinen Kopf senkt, diesen legendären Pferden ein Denkmal setzen, die man vom Grab ihres Besitzers nicht wegzerren konnte. Der neben den Beinen des Pferdes herumliegende, verwaiste Tschako und der Reitersäbel mit Korbgriff steigern noch die Dramatik. Das Relief ist, obwohl es im ersten Moment eine auf Effekthascherei und Pathos aufbauende Komposition scheint, ein wertvolles Kunstwerk. Es wurde schön restauriert, doch auf der anderen Seite der Kirchenfassade warten die verwitterten, zerbrochenen schwarzen Marmortafeln mit den in engen Zeilen eingemeißelten Namen der Gefallenen des 7. „Kaiser Wilhelm“ Husarenregimentes schon lange auf ihre Erneuerung. Ende der zwanziger Jahre stabilisierte sich die ungarische wirtschaftliche Lage. Obwohl die Zeichen der Krise noch nicht verschwunden waren, gab es etwas mehr Geld für Kunstwerke. Es ist sicher kein Zufall, daß in Budapest in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, in der Mitte der dreißiger Jahre, vier repräsentative Pferdestatuen eingeweiht wurden. Als erstes wurde im Budaer Burgviertel auf der Bástya sétány 1934 (Bastei-Promenade, heute Tóth Árpád sétány) 31