Prohászka László: Reiterstandbilder - Unser Budapest (Budapest, 1997)
Großwardein (Nagyvárad, Oradea - heute Rumänien). Die Stadt war im 14. Jahrhundert eines der Kulturzentren ün- garns. (Auf dem Platz vor der Kathedrale standen mehrere Werke der Brüder von Klausenburg, unter ihnen das Reiterstandbild des heiligen Königs Ladislaus). In den schriftlichen Quellen findet sich keine eindeutige Erklärung dafür, wie die Statue des heiligen Georg in die tschechische Hauptstadt gelangt war. Wahrscheinlich als ein Geschenk des ungarischen Königs Ludwig des Großen an seinen zukünftigen Schwager, den deutsch-römischen Kaiser Karl IV Nach einer anderen Hypothese kam das Reiterstandbild vom Hauptaltar der Kirche von Pozsonyszentgyörgy später nach Prag. Was auch geschehen sein mag, das in Bronze gegossene Reiterstandbild ist ein herausragendes Meisterwerk der internationalen Gotik. Aufgrund des Stils kann angenommen werden, daß seine Schöpfer in Italien gewesen waren und die toskanische Kunst des 14. Jahrhunderts kannten. Das Standbild stellt den Kampf des Heerführers des himmlischen Ritterordens mit dem Drachen dar. Die Männergestalt in Rüstung stößt mit geradezu leichter Eleganz seine Waffe in den Hals des Drachen mit schuppiger Haut. Gemeinsam mit dem Ritter kämpft auch das Pferd, um dessen Vorderbeine sich schon der Schwanz des Drachen gewunden hat. Das edle Roß reßt seinen Kopf zur Seite und stampft auf den Körper des Drachen. Die den Drachen begleitenden Schlangen flüchten erschrocken vor den Hufen des Pferdes. Eine Besonderheit ist, daß die drei Figuren mit dem felsigen Sockel in einem Stück gegossen wurden, und zwar nach der ältesten und feinsten Technologie, dem sogenannten Wachsausschmelzverfahren. Die minuziöse Ausarbeitung beweist, daß die Schöpfer des Werkes auch Meister der Goldschmiedekunst waren. Der Ritter hielt ursprünglich einen Schild in der linken Hand, dieser ging zusammen mit dem Dolch im 18. Jahrhundert verloren. Der Prager Jesuit Balbinus las noch 1677 von dem später verschwundenen Schild folgenden Text ab: Diese Statue des heiligen Georg schufen 1373 die aus Claussenberch stammenden Martin und Georg. Heute steht auf dem Hof des Prager Hradschins auch nur noch eine Kopie des Reiterstandbildes, das Original befindet sich seit 1967 im Museum. Der aus Kalkstein ge- meßelte Sockel der Budapester Kopie - der im Stil und besonders in den Proportionen besser zu dem Werk paßt 12