Meskó Csaba: Heilbäder - Unser Budapest (Budapest, 1998)

Der Piaristenlehrer Sándor Takáts schreibt über die Al­ten ungarischen Bader (Über den ungarischen Vergan­genheit - Stoppelacker, 1926) folgendes: „Ja, auch so eine Konfession gab es bei uns. Schon im 15. Jahrhundert - vor allem im westlichen Teil des Lan­des - treffen wir oft Bader. Im 16. Jahrhundert schließen sie sich hier und dort schon zusammen und gründen echte Zünfte wie die guten Barbiermeister (Chirurgen), denen gegenüber sich die Bader auch nicht für minder­wertigere Meister halten. Sowohl die Barbiere als auch die Bader beschäftigten sich mit der Heilung. Unsere frommen Vorfahren standen sich in Sachen Ärzte ziem­lich schlecht, sie mußten sich also auch mit den Rat­schlägen solcher begnügen, die kaum einen blassen Schimmer von der Wissenschaft hatten. Solche waren auch die guten Bader, die die Kranken mal mit Bädern, mal mit anderem zu heilen versuchten. Dann beschäf­tigten sie sich noch so nebenbei mit dem Haareschnei­den, dem Nägelabschneiden und dem Feuerlöschen. In unseren Städten gab es schon im 16. Jahrhundert öffentliche Badehäuser. Daß man auch die Thermal­quellen und die verschiedenen Sauerbrunnen anwende­te, muß wohl nicht erst gesagt werden. Deshalb wurden Bader überall gebraucht. Reichere Aristokraten hielten sich unter ihren ständigen Hofleuten auch Bader, die bei ihnen in Lohn und Brot standen. Es gab aber auch solche Bader, die ein eigenes Badehaus besaßen. Wie jedes Handwerk, so mußte auch das Baderhand­werk erlernt werden. Daher gab es sowohl Badergesellen als auch Baderlehrlinge. Die Lehrzeit der Baderlehrlinge war genauso lang wie die der anderen Handwerkslehr­linge. Wenn die Zeit der Freisprechung herangekommen war, die Baderlehrlinge also ausgelernt hatten, mußten sie ein Meisterstück schaffen. Dieses Meisterstück sollte irgendein Heilmittel oder ein gutes Pflaster sein. Außer der Anfertigung eines Meisterstücks mußten sie auch noch eine Prüfung ablegen. Greise Apotheker, Doktoren und Badermeister prüften die Kandidaten und versuchten mit verzwickten Fragen, das Wissen der Prüßinge zu er­forschen. War die Prüfung gelungen, wurde der Kandidat feierlich zum Badergesellen ernannt. Der neue Geselle gab nach überliefertem Brauch den sogenannten vier­gängigen Meistertisch mit ausreichend Getränken und legte in die Zunftlade eine Gebühr von zwei Forint. Hach dem fröhlichen Mahl nahm er den Wanderstab in die Hand und begab sich für vier Jahre auf die Wanderschaft in die unbekannte weite Welt. 11

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