Gál Éva: Die Margareteninsel - Unser Budapest (Budapest, 2000)

Insel der heiligen Margarete, wobei auch der Namen Ha- sen-Insel noch lange in Gebrauch war. Schwer verständlich ist jedoch, daß König Béla IV. ge­rade auf einer hochwasserbedrohten Insel inmitten der Donau seiner geliebten Tochter ein Kloster gebaut haben soll. Deshalb kann es gut möglich sein, daß die in den 1850er Jahren noch sichtbaren Steinmauern dem Hoch­wasserschutz gedient haben könnten. Es ist auch vorstell­bar, daß die stockhohen Steingebäude Schutz vor Über­schwemmungen boten. Die offensichtliche Erklärung der Bautätigkeit auf der Margareteninsel finden wir wohl in der Tatsache, daß König Béla IV. nach der Tatareninvasion das Schutzfestungs-System landesweit ausbaute und ver­stärkte, in welches auch die strategisch gelegene Marga­reteninsel mit einbezogen wurde. Wie schon oben berich­tet wurde, erschienen etwa zur gleichen Zeit wie das Non­nenkloster auch andere feste Bauten auf der Insel: die schon erwähnten Burgen an der Süd- und an der Nordspitze, in der Mitte hingegen das Franziskanerkloster. Das gleich neben der nördlichen Choreswand der Dominikanerin­nenkirche befindliche, etwa zur selben Zeit erweiterte und vergrößerte königliche Kastell war höchstwahrscheinlich auch ein befestigtes Gebäude. In der Gründungsurkunde des Nonnenklosters schrieb König Béla IV., daß er das Nonnenkloster, in welchem er auch seine Tochter unter­brachte, neben seinem Kastell (castrum) gebaut habe. Die Vaterliebe hat bei dieser Wahl wohl auch eine Rolle gespielt, obwohl es aus jener Zeit wenig Beispiele davon gibt, daß solche Gefühle die Beschlüsse der Herrscher beeinflußten. ÜNTER TÜRKISCHER HERRSCHAFT Zeitgenössischen Quellen nach waren die Nonnen und Mön­che sowie die übrigen Bewohner der Insel spätestens nach­dem Buda in türkische Hand gefallen war geflohen und die Insel also Mitte des 16. Jahrhunderts sozusagen ent­völkert. Während der 145 Jahre türkischer Okkupation begannen die Gebäude zu verfallen, verschwanden jedoch nicht gänzlich, da die Türken im allgemeinen in denen von ihnen besetzten Gebieten keine Gebäude absichtlich zerstörten - der Verfall setzte also wegen mangelnder 17

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