Kocsis Irma: Kneipentour - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Kóser Kocsma Kneipe Koscher

VII. Klauzál tér 16.

Für mich ein geheimnisvoller Ort. Aus unerfindlichen Gründen habe ich ihn immer nur geschlossen angetroffen. Allerdings habe ich ihn vielen Leuten empfohlen, und die wiederum haben ihn immer gelobt. Ich habe mir genau erzählen lassen, wie es dort ist. Eigentlich wird hier Wein ausgeschenkt, zum Mitnehmen. Auch Schnaps wird in Colaflaschen abgefüllt, es gibt werder Stühle noch Tische, an die Wand gelehnt kann der Stammgast ein Gläschen trinken.

Kádár Étkezde Garküche Kádár

VII. Klauzál tér 9.

Das „Kádár“ ist ein Begriff, obwohl der jetzige Chef Garami heißt. An den Wänden findet man signierte Fotos alter, berühmter Stammgäste. Auf einem Farbfoto bedankt sich ein feuerroter Flammenschlucker für ein Scholet, ein jüdisches Bohnengericht, Mastroianni lächelt. Hinter mir beschwören zwei betagte Ungarn aus Los Angeles das Scholet der guten alten Zeit. Hier ist es Sitte, daß auf den Tischen Sodaflaschen stehen (natürlich heißt der Lieferant Harmos) und daß man an der Tür beim Oberkellner in der weißen Jacke zahlen muß. Der nimmt kein Trinkgeld entgegen, das muß man schon der Serviererin zustecken, die es diskret im Kittel verschwinden läßt.

Um vier herum wird geschlossen, auch gibt es im Sommer eine Betriebspause.

Kazinczy Pince (Tabdi Borozó)

Kazinczy Keller (Tabder Weinkeller)

VII. Kazinczy utca 5.

In der ganzen Gegend ist dies mit Abstand die ursprünglichste Kellerkneipe, ganz nach altem Zuschnitt. Ein paar Jahre zuvor versuchte das avantgardistische Bolsevita mit kalter, betonierter Scheinheruntergekommenheit das Kazinczy zu überholen, aber der neue Ort ging etwa zur gleichen Zeit bankrott wie sein Namenspatron, nur ungleich leichter. Geblieben ist die wahre Hochburg des Bolschevita, eine der letzten, mit den Pensionierten, die in ihren Wollmützen Glas für Glas Wein auf ihre Sorgen schütten. An der einen Wand sitzt in seinem mächtigen grauen Mantel der Torwart der Mannschaft Csepel von

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