Kocsis Irma: Kneipentour - Unser Budapest (Budapest, 1993)
das) utca schon grün ausgeschlagen waren. Ein Bäumchen streckte seine Zweige fast bis auf meinen Tisch. Die Galerie gibt es nicht mehr, dafür hat im Keller ein weiträumiges Eßlokal eröffnet. Auch hier gibt es Sitzboxen, und das Gulasch wie auch der Kohlstrudel sind wirklich gut. PODMANICZKY ÜTCA1 BORHARAPÓ Weinprobe in der Podmaniczky ütca VI. Podmaniczky utca 31. Nicht weit von der Bierkneipe Zum kleinen Igel liegt dieser längliche, typische Weinkeller mit mehreren Räumen, sie alle sind vollgehängt mit Aluminiumtäfelchen, die auf allerlei Blödsinn aufmerksam machen. Die beiden Hauptröhren sind durch einen Durchgang miteinander verbunden, eine Stufe herunter, zwei Schritte vorwärts, eine Stufe hinauf. Schon sind wir am Ziel. Möglicherweise haben wir den Hauseingang un- terquert. Das Kommen lohnt sich, der Ort ist ein Genuß. (Früher gab es in der Gegend noch zwei nach Weinsorten benannte Kneipen, das Kadarka und das Kövidinka.) ElLIKE RÉGISÉGBOLTJA: „ALKÜDNI LEHET“ Der Altwarenladen von Ellike: „Handeln Erlaubt“ Das ist keine Kneipe. Wir sind in einem entsetzlich großen Innenhof eines Mietshauses in der Podmaniczky (Rudas) utca. Die Wände sind krankenhausgrün gestrichen. Nicht weit von hier liegt die Paßabteilung des Innenministeriums, wo einst die Großloge der Freimaurer wirkte, mit Leinwand und staubigem Samt verhangen, geheimnisvoll, wie es sich gehört. Der Laden von Ellike ist winzig klein, auch hier gibt es Seidenstoffe, die grauen Metallregale sind vollgestopft, Spitzenkleider aus dem vorigen Jahrhundert, und hinter den Pelzmänteln kann man durchaus auf Leinwand stoßen, doch nie gelangen die hübschen Schauspielerinnen und Mannequins bei ihren Wühlereien in solche Tiefen, auch die Kostümbildner nicht. Das ist der Schauplatz meiner vielleicht besten Gespräche, für mich ist es ein wahrer Salon. Ellike beschenkt mich manchmal mit der Erzählung von Lebensgeschichten einiger Leute. Für mich selbst habe ich bei ihr nur ganz wenig Sachen gekauft (von hier stammt mein toller, blauer Hausmantel aus Seide), obwohl sie mir dies nicht übelnimmt, entschuldige ich mich bei ihr manchmal dafür. Sie sagt: - Das ist nicht schlimm, Endre, darum geht es doch nicht. 25