Kocsis Irma: Kneipentour - Unser Budapest (Budapest, 1993)
große Weinschorle) schrieb, war das der einzige Ort in Pest, wo uns der Mann am Tresen einen Hosszúlépés auf Kosten des Hauses servierte. Hörpinty Borozó és a Zichy Pince Weinkeller Hörpinty und der Zichy Keller VI. Zichy Jenő utca 4., 4L Man kann ihn von der Bajcsy-Zsilinszky út aus erreichen. Eine geziegelte Kellerkneipe mit Kerzenlicht. Hinter mir holt einer von den Rentnern seine winzige Mundharmonika aus der Tasche. Auch Zwiebelschmalzbrote kann man hier bekommen. Im hinteren, mystisch dämmrigen Raum stehen große Holztische mit Bänken, eine typische Weinkneipe der besseren Art. Das Gegenstück in der Straße ist ärmer, heruntergekommener. Auch hier gibt es einen Teil, wo man sich hinsetzen kann, an der Wand hängt ein alter Wärmestrahler, Wachsdecken liegen auf den Tischen. Harmos liefert das Sodawasser, man kann es auf den Sodaflaschen erkennen, an der aufgesprühten schwarzen Beschriftung. Hinter dem Tresen steht ein alter Herr, über ihm an der Wand eine Aufschrift, mit einem dicken Poststift merkwürdig plump hingekritzelt, bezüglich des Verkaufs auf Kredit. Große, trunkene, blaue Buchstaben. O utcai Tabdi (Borozó) Weinkneipe Tabdi in der Ó utca VI. Ó utca 37. Das Personal war hier lange dasselbe, zum billigen und guten Rotwein bekam man hier Aufschnitt, warme Würstchen, weiches Brot und in Essig eingelegte Paprika. Auf Wunsch wurde dem Gast am Tresen eine gemischte Platte zubereitet. Hier habe ich mich oft zum Rendezvous verabredet, auch aus großer Entfernung kam ich häufig mit Freunden hierher. Wenn man die Treppe herunterkommt, sieht man nicht gleich die Vorteile des Lokals. Es sieht aus wie eine einfache Stehkneipe. Aber hinten rechts hinter dem Tresen kommt man in einen Durchgang, dann stößt man auf neun, zehn Tische mit einfachen Bänken in Boxen, bei warm gelbem Licht sitzen dort in Gruppen alte Handwerksmeister mit grauen Hüten vor ihren Weinkrügen, in Gespräche vertieft. 18