Kocsis Irma: Kneipentour - Unser Budapest (Budapest, 1993)

aus den alten Duritgläsern serviert, die an die Form der klassischen Colaflasche erinnern. Sie sind mir schon von meiner Mutter her vertraut, bis heute trinke ich am liebsten aus ihnen meinen Kaffee. Stilsicher werden schrillblaue, lila­farbene und unterhöschenrosane Aluminiumlöffelchen dazu gelegt. Genauer will ich nicht werden, diese Kneipe muß man sich selbst anschauen. Kommt man vom Moszkva tér zum Széna tér hinauf, so liegt sie an der ersten Ecke. Dékán utcai 272-es Die 272 in der Dékán utca II. Széna tér 5. Eine abgenutze Kellerkneipe mit fajßförmigem Eingang, in einer kurzen Gasse neben dem Moszkva tér, genau an der Bushaltestelle. Hier wimmelt es unabläßig. Gut, auf einen Sprung hineinzugehen, länger sitzen kann man da kaum. Retek utcai Tabdi Das Tabdi in der Retek utca II. Retek utca 36. Irgendwann einmal hat ein alter Mann seine Zigarette auf den Rundungen der aus Plastik gegossenen Ilona Bíró ausge­drückt, doch das beschädigte das gesamte Relief nur zu geringen Prozenten. Es hat überlebt. Solche Plastikreliefs sah ich zuerst auf Mondlandkarten. Der Ozean der Ruhe wurde dort so gepreßt und geprägt. Der kleine Raum hinter dem Tresen des Retek Kellers ist voller Stierkampfplakate, darauf die Namen der Matadoré und Stiere. Wenn es rechts hinter dem Tresen dunkel ist, kann man hinein, das blasse Licht einschalten, fahrig werden und sich erschießen. Rójál Royal II. Fény utcai piac Das ist sein Spitzname. Es liegt auf dem Markt an der Fény utca, unter einer Treppe. Am traurigsten Tag meines Lebens trank ich in dieser zwei Quadratmeter großen Zelle Wodka, in der Gesellschaft von Gemüsehändlern mit Schiffskapitäns­mützen. 9

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