Szatmári Gizella: Das Burgviertel - Unser Budapest (Budapest, 2001)
An der Ecke Táncsics Mihály utca und Wiener Tor Platz wurde nach Plänen des aus Österreich stammenden Architekten Mór Kallina die kleine klassizistische evangelische Kirche gebaut (im Rahmen der Millenniums-Vorbereitungen). (Kallina hatte neben vornehmen innerstädtischen Mietshäusern, auch die Budaer Redoute, die Nationale Reitschule, das Verteidigungsministerium auf der Burg sowie das Gebäude der einstigen Honvéd- kommandantur am Dísz tér entworfen.) In Buda hielten die Evangelischen frühestens 1844 in der Obhut der evangelischen Erzherzogin Maria Dorothea, württembergischer Abstammung, Gottesdienste ab und zwar im Residenzpalast des Palatin. 2001 hat nun die evangelische Gemeinde zum Gedenken an ihre Gründerin am Haus in der nach ihr benannten Dorottya utca Nr. 2 eine Gedenktafel eingeweiht. Ihre erste Kirche hatte Lajos Kimnach 1846 erbaut, an der Südseite zur Donau hin neben dem Wasser Tor (Vízi kapu) am Südende des heutigen Dísz tér. Als der Grund für das Gebäude der Honvédkommandantur gebraucht wurde, trug man sie ab (1895) und baute dann das neue evangelische Gotteshaus am Wiener Tor Platz (Bécsi kapu tér). An der Seitenfassade zur Táncsics Mihály utca hin kündet ein Relief von Tamás Vigh (1986) vom aufopfernden Kinder-Rettungsdienst des Pfarrers Gábor Sztehlo während und nach dem Krieg. Gegenüber beherrscht das neoromanische Schloss mit Türmen des Ungarischen Staatsarchivs den Platz. Es wurde zwischen den Jahren 1913 und 1917 von Samu Peez erbaut. Die farbigen Bleiglasfenster des Treppenhauses stellen die Wappen der ungarischen Städte dar (Werke von Miksa Róth), die Fresken illustrieren Szenen aus der ungarischen Geschichte (Arbeiten von Andor Du- dits). (Im 18. Jahrhundert stand hier das Haus des Baumeisters János Hölbling.) Das Gebäude des Staatsarchivs wurde während der Belagerung 1945 schwer beschädigt, ebenso 1956. Große Mengen wertvoller, unersetzbarer Schriftstücke, Familienarchive wurden zerstört. Die Rekonstruktion des Gebäudes wurde in den 1960er Jahren beendet. Das Haus Bécsi kapu tér Nr. 5 wurde zur Zeit Josephs II. gegen Ende des 18. Jahrhunderts im Zopfstil gebaut. 9