Kiss Katalin: Industrielle Baudenkmäler - Unser Budapest (Budapest, 1993)

anlage der Angestellten erreichen, ünter schattigen Bäumen stehen hier am Clfer eines toten Donauarmes zehn großräumige Villen. Details und verwendete Mate­rialien tragen den Stempel der ungarischen Sezession. Diese von Lóránt Almási Balogh konzipierte stim­mungsvolle „äußere“ Beamten- und Arbeiter-Wohn­siedlung weicht in ihrem Charakter vom städtischen Typ mit Lichthöfen, welcher von Albert Weiß vorge­schlagen worden war, ab. Almási hatte sich in seinen anderen Plänen viel mit dem neuen ungarischen Wohn­haustyp mit Garten beschäftigt. Bei der Planung seiner Wohnsiedlung hatte er Anforderungen der Zweckmä­ßigkeit und Kompaktheit mit den Vorteilen der ländli­chen, fröhlichen Gartenhäuser vereint. Das ganze En­semble erinnert an die Stimmung eines kleinstädti­schen Hauptplatzes, eigenartig daß es zur Außenwelt hin nur ungelöste, unabgeschlossene Fassaden und Blocks zeigt. Über das Leben der Wohnsiedlung wurde kürzlich eine arbeitersoziologische Statistik angefertigt, ihre Bearbeitung ist jetzt im Gange. Auf Grund bisher bekannter Details konnten wir erfahren, daß die Bewoh­ner der architektonisch nach innen gekehrten Wohn­siedlung sehr Zusammenhalten, eine geschlossene, po­sitive menschliche Gemeinschaft bilden, was heute recht selten vorkommt. Die einstige Valero Seidenfabrik V., Honvéd utca 26-30. 1776 gründeten die Gebrüder István und Tamás Vale­ro, spanischer Abstammung, die erste private Pester Manufaktur: die Valero Seidenfabrik in der Pester Kürt utca. Im Gegensatz zur Óbudaer staatlichen Seidenma­nufaktur wurde hier nicht nur halbfertige Ware, sondern auch Seidenschleier, Krepp, Samt und Taft erzeugt. Antal, der Sohn István Valeros baute zwischen 1839-1844 nach Plänen von József Hild in der heuti­gen Honvéd utca 26-30. eine riesige, moderne Fabrik. 1848 war die Valero-Fabrik eine der bedeutendsten Seidenfabriken der Monarchie. Dreihundert Arbeiter stellten auf zweihundertfünfzig Webstühlen die weltbe­kannte Seide her. Zur Zeit des Freiheitskrieges bot Valero die Fabrik dem Staat zum Kauf an. Der Vertrag wurde abgeschlossen und die nun staatliche Fabrik wurde an die Gebrüder Valero vermietet. 1851 annul­lierte die österreichische Regierung der Vertrag und die Fabrik wurde noch im selben Jahr geschlossen, ln der 29

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