Korniss Péter: Innenhöffe - Unser Budapest (Budapest, 1993)
Noch wehren sie sich nicht, der Blazer und die Bluse, daß du sie ordnest, noch wehrt sie sich nicht, die Glocke, es duldet es, daß du es plattdrückst, das Plissee, und daß du mit deiner niveaduftenden, fettigen Hand sie der Reihe nach glattstreichst, was dir gefällt, den Krepp, den Pikee, den Zephir, noch kannst du zerknittern, messen, abwägen, noch kannst du alles kaufen, was es gibt, doch nach Ladenschluß wenn der Hof wieder nur Hof ist, wenn das Haus wieder nur Mietshaus ist, wenn an der Wand in dem Glasrohr das Neon hochläuft ein Haken knallt auf den Stein, es springt der Kleiderbügel, vom Bügel der Mantel, er richtet den Gürtel, knöpft, klopft sich ab, und der Loden geht los, quer über den Hof, schleicht sich schnell zum Treppenhaus, schon rennt er die Treppe hinauf, als würde er fliegen, die Mantelschöße flattern, auf dem Treppenabsatz bleibt er stehen, keucht, macht am Hals einen wachsglänzenden Knopf auf, und als er auf den Gang hinaustritt, sucht er in seiner Tasche schon nach dem Schlüssel, das Schloß schnappt auf, aber wie sich die Tür mit Gardine öffnet, schaut er über die Schulter nochmal zurück: eine Orkankapuze nickt gegenüber, die Ritze raschelt, wie hinter dem Rollo ein großer Kittel hervorlugt, und während Knabenbreeches hoch- und runtertraben, daß davon das ganze Haus dröhnt, winkt ein Mantel mit Pelzkragen, grüßt ihn, kommt schon auf ihn zu der Loden grüßt noch gelangweilt zurück und schließt hinter sich die Tür schön mit dem Schlüssel zu find wenn dann die Nacht anbricht, das Neon in der Röhre erlischt und das Haus wie ein mächtiger schwarzer Schrank schweigt, fallen so gegen Mitternacht, wenn keiner es sieht, vom Gang rundum wie Papiergeld die Preisschilder hinunter. 24