Korniss Péter: Innenhöffe - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Er versinkt ganz tief, soweit, wie es die Federn nur erlauben. Die überflüssig gewordenen Beine zieht er unter sich, es stört ihn nicht, daß sich an seinen Knöcheln der Saffian zusammenschiebt und an der Naht die Schuheinlage hervorlugt, und es stört ihn nicht, daß unter seinen Füßen der Stein kippelt. Auf den Leberflecken glätten sich schon hie und da die Falten, wie er fest die Armlehne drückt, weil er was drücken muß. ln kleinen Stücken reißt die Naht weiter, und unter dem Plüsch kommt das Werg zum Vorschein. Nur er selbst ist hier, und noch der Garten und die Gefahr. Das Biest kratzt seinen Rücken, beißt in seinen Hais, beißt ihn aber nicht durch. Er schließt die Augen und duldet bis... Auf einmal schmettert die Fanfare, und die Pauken dröhnen. Der Scheinwerfer wirft eine silberne Scheibe unter ihn und hebt ihn vorsichtig hoch. (Jm ihn herum stehen Herren mit Stäben, über seinen Kopf halten sie einen Schierlingsbaldachin. Einer von ihnen tritt vor. Auf seinem Purpurkissenhandteller reicht er ihm einen gelbbäuchigen Apfel. Er hebt ihn zum Mund. Seine Zähne stoßen laut daran. Dann kippelt erneut der Stein am Stuhlbein. Er hebt seinen immerfort auf die Brust sinkenden Kopf, knöpft seinen Nylonmantel mit Rosettenmuster zu, nimmt aus der Innentasche eine Schachtel und zündet sich eine an. ünd der Rauch steigt empor. Der Abend bricht an. Und wie sich der Bogen weich herabsenkt, leuchtet auf seiner Stirn ein hellroter Streifen auf. So sitzt er an der Grenze seines Restreiches, ünd während die Bernsteinstraße seine sieben Provinzen umläuft, saugt die Nacht seine letzten Bäume und Sträucher, die weißen Blüten des Königsgrases auf. Doch er sitzt nur auf seinem Thron und wacht, und soweit, wie es die Federn nur erlauben, versinkt er ganz tief. 18

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