Gerle János: Die Jahrhundertwerde - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Geologisches Institut (XIV., Népstadion út 14.) das 1908 fertiggestellte Meisterwerk von Béla Lajta. (Eine zweite, bedutende Arbeit Lajtas, das jüdische Karitasspital aus den Jahren 1909-1911 liegt zwei Straßen weiter, Nr. 57 der Amerikai út.) An einem jeden Detail des Gebäudes arbeitete er mit ungewöhnlicher Hingabe, um den besonderen Ansprü­chen der blinden Kinder seiner eigenen Kunstauffassung entsprechend gerecht zu werden. Den Geist seiner Kunstgriffe charakterisieren gut die in die ornamentalischen Elemente der Umzäunung organisch eingefügten kupfernen Braille­schrift-Täfelchen mit erbaulichen Zitaten aus der ungarischen Literatur. Die Inneneinrichtung wurde vollkommen zerstört, die erhalten gebliebenen inneren und äußeren Tore am Haupteingang weisen dennoch (im Gegensatz zu den von seinen Mitarbeitern gezeichneten, überfeinen, beinahe zimper­lichen Formen) die außerordentlich harten, strengen und männlichen Zierformen von Lajta auf, die seine Zuneigung sowohl zur Volkskunst wie auch zu allgemeingültigeren Sym­bolen bekunden. Die mit biblischen Zitaten versehenen Schnitzereien am Tor kommen einer Lehrstunde in Volks­kunst gleich und sind den Blinden leicht erfühlbar. Das Ge­bäude bewohnen gegenwärtig körperlich behinderte Kinder. 49

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