Gerle János: Die Jahrhundertwerde - Unser Budapest (Budapest, 1993)

Erste Route (Innere Ferencváros) Wir beginnen unseren Weg auf dem Kálvin tér (auf dem leider bedeutende Gebäude der Neorenaissance und der Jahrhun- derwende verloren gegangen sind) und gehen die Ráday utca entlang. Die Häuser Nr. 9 und Nr. 14 entstanden 1911, das eine entwarf Gyula Fodor, das andere Dezső Dénes und Artúr Mellinger. Später stoßen wir auf zahlreiche entdeckenswerte Toreingänge und Fassaden. Besonders beachtenswert ist die Frontseite des Mietshauses Nr. 13 in der Kinizsi utca mit ihren für Budapest ungewöhnlichen geometrischen Verzierungen (JózsefWaczula, 1907-1908). Rechts an der Ecke Kinizsi utca -Lónyai utca steht das ehemalige Zentrale Pfandhaus, ein Gebäude der Jahrhundertwende mit gotischen Stilelementen. Die Entwürfe dafür (1901-1903) stammen von Sámuel Ré­vész und József Kollár, beide Schüler von Henrik Schmahl, einem ehemaligen Mitarbeiter von Miklós Ybl, der den von maurischen Elementen durchzogenen neogotischen Stil ins Land brachte. Auf diese drei werden wir noch zu sprechen kommen. Am Boráros tér steht auf der rechten Seite das Wohngebäu­de von József und László Vágó (Nr. 2) (1905), das frühe Werk widerspiegelt den Einfluß Lechners nur mehr teilweise an der Gestaltung des Wohnhauses. Geht man die Ráday utca ent­lang in die entgegengesetzte Richtung, so kommt man an das Spital (Nr. 10) hinter der Kirche von Ybl, das ein gutes Beispiel dafür ist, wie der typische Charakter eines Jahrhundertwende- Gebäudes durch das Entfernen seiner Dekoration abhanden kommen kann. Das einzig erhalten gebliebene Gebäude von Géza Márkus in Budapest, das ehemalige Erdey-Sanatorium (1906), erinnert nur noch mit einer einzigen Öffnung, dem kleinen Guckloch neben dem Haupteingang, an seine einsti­gen Formen. Daneben, an der Ecke der Hőgyes Endre utca, steht das frühere Krankenhaus für Homeopathie, eine Arbeit von Emil Tory (1907). Es zeigt, daß auch ausgesprochen innovative Architekten gleichzeitig in mehreren Stilen gebaut haben, in dieser i Fall mit Formen des Neobarock. Am Ende der Hőgyes Endre utca liegt das Museum für Kunstgewerbe, das Hauptziel der ersten Route. Sollten wir Glück haben, so ist das Hoftor aufgesperrt, und wir können in den ü-förmigen Innenhof eintreten, in dessen Mitte der Komplex der Ausstel­lungshalle emporragt. Nach den Entwürfen von Ödön Lech- ner und Gyula Pártos, den Gewinnern einer Ausschreibung, wurden das Museum und die Schule zwischen 1893 und 1896 erbaut, ln Europa war dies das erste Museum, das in einem nicht historisierenden Stil entstand. (Der Großteil der Hochschule für Kunstgewerbe ist mittlerweile nicht mehr hier 13

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