Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

Stufung der Masse in die Landschaft fehlt hier jedoch. Die von der Landschaft ge­trennten massiven Blöcke erinnern eher an Árkays Wiener Meister Peter Behrens, dessen Meisterschule er 1925-26 an der Wiener Kunstakademie besucht hatte. Behrens begann — wie das Tamás Csáki in seiner Studie so treffend zeigt — in jeder seiner Epochen den Entwurf des Gebäudes mit der Komposition der Masse, der Grundriss folgte erst hinterher. Seine Schüler gewöhnte er auch daran, zuerst grobe Massenskizzen mit Kohle anzufertigen, Modelle aus Lehm oder Gips, und wenn sie die Masse gut genug, richtig monumental fühlten, dann erst sollten sie zur Bestimmung der Funktionen übergehen, zur Formung des Grundrisses und der Fassade. Árkay befolgte diese Planungsmethode sein ganzes Leben lang. Bei der Burchard-Béla- váry-Villa gehören zu den einfachen Massenformen auch dekorative Details. Die ge­streifte Dekoration des Tors, die Zickzacklinien-Aufteilung der inneren Türen und das ähnliche Geländer der Holztreppe in der Vorhalle zitieren alle die Zickzack- Motive des deutschen Expressionismus, bzw. des französischen Art déco. Die Villa gelangte — zusammen mit den beiden anderen Wohnhäusern Árkays (XII. Alma utca 2/C und XI. Diószegi utca 54.) - in eine in Holland herausgegebene internationale Auswahl und wurde somit zum Boten der modernen ungarischen Architektur in der Welt. Das Gebäude beherbergt heute einen Kindergarten. (Welch Zufall! Die Tochter Burchards, Erzsébet hatte in ihrem 1927 eröffneten Kindergarten die Montessori- Methode in Ungarn eingeführt.) Trotz Umänderungen und Aufstockung ist das Haus noch erkennbar, ja sogar einige originale Details sind noch vorhanden. Das andere Einfamilienhaus wurde 1928 am Westhang des Gellértberges errich­tet (XI. Somlói út 54) und war ebenfalls ein recht auffälliges Gebäude. Das Wür­felhaus ohne Gesims hatten die Witwe des Boldizsár Varga und Jenő Halápy für ihre Familie errichten lassen. Halápy war Lehrer, 1925 Direktor der Bürgerschule in der Gyáli út, später Schulinspektor. Unter dem Pseudonym Jenő Tabáni erschienen seine Novellen und Gedichte in der Literaturzeitschrift Élet (Leben). Mit dem Architekten Manó Lessner war er vielleicht durch seinen Bruder, dem Maler János Halápy bekannt geworden, da beide an den Ausstellungen der progressiven, fran­zösisch beeinflussten KÚT (Neue Gesellschaft der Bildenden Künstler) teilgenom­men hatten. Das Haus in der Somlói út war das er&te Würfelhaus im Budaer Hügelland - kein Gebäude des Bauhausschülers Farkas Molnár, der in den zwan­ziger Jahren zahlreiche Würfelhäuser entworfen hatte -, obwohl der Geist der beiden Arten von Würfelhäusern sehr verschieden ist. Lessner betrachtete sich auch als modernen Architekten, dachte jedoch ganz anden über die neue Archi­tektur als sein 13 Jahre jüngerer Kollege. 8

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