Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)

Industrie- und Verkehrsgebäude In der Vorgeschichte der modernen Architektur finden wir zahlreiche hervorra­gende industrielle Anlagen. Funktionalistische und rationale Planungsprinzipien setzten sich leichter und früher auf dem Gebiet der Ingenieurswerke durch, als in der unter akademischem Einfluss stehenden Baukunst. Dieser Prozess kann auch in Budapest wahrgenommen werden. Vor und während des Ersten Weltkriegs wurden mehrere Fabriks- und Betriebsgebäude mit einer Eisenbetonkonstruktion gebaut. Nach dem Krieg vertraten vor allem Textilfabriken (Heimische Kammgarnspinne­rei, IX. Soroksári út 164; Ungarische Baumwollindustrie; IV. Erkel Gyula utca 30) die moderne Einstellung. Natürlich wurden auch Verkehrsmittel und Gebäude des öffentlichen Verkehrs in modernem Stils gebaut (Fuhrpark der Post, XIV. Egressy út 35—51, 1914—28; Excelsior Autoservice, XL Fehérvári út 71, 1930; FIAT-Service, XIV. Dózsa György - damals Aréna - út 61-63,1934. 1937; Beszkárt und BHÉV Verkehrs­gebäude, inmittten des XI. Móricz Zsigmond - damals Horthy Miklós - körtérs, 1942). Ist der Bahnhof das charakteristische Gebäude des 19. Jahrhunderts, so können wir den Flugplatz als dasjenige des 20. Jahrhunderts bezeichnen. Auch internatio­nal verglichen nimmt der zweite Budapester Flugplatz für öffentlichen Verkehr unter den modernen Flugplätzen einen bedeutenden Platz ein. (Der erste Flugplatz wurde 1922 in Mátyásföld eröffnet, verfügte jedoch über kein erwähnenswertes Gebäude. Der dritte - wenn er auch erst 1950 offiziell eröffnet wurde - ist eben­falls ein Werk der Zwischenkriegszeit, da mit dem Bau des Ferihegyer Flugplatzes schon 1940 begonnen worden war.) Der Budaörser Flugplatz (XI. Kőérberki út 36) verfügte nicht nur über ein gut funktionierendes Betriebsgebäude, sondern drückte seinen Inhalt auch in einer Symbolsprache aus. Er weist abgerundete, stromlini- enhafte Formen auf (in einer Zeit, als die Flugzeuge noch eher viereckige Metall­schachteln waren), ja zum zylindrischen Mittelteil gesellen sich sogar zwei „Flügel", so dass das Gebäude von oben gesehen an einen (Maschinen) Vogel erinnert. Wir entdecken hier zahlreiche Elemente, die seither selbstverständlich zu einem Flug­platz gehören. Der Eingang befindet sich z. B. im ersten Stock, die Autos biegen über eine Rampe vor das Gebäude und entfernen sich auf der anderen Seite. Aus der Passagierverkehrshalle kann man die Flugzeuge durch ein Panoramafenster sehen, die Angehörigen hingegen können von einer riesigen Aussichtsterrasse den Anblick der startenden und landenden Flugzeuge genießen. Die Topoi der Schiff­fahrt (Deck, Rohrgeländer, verglaste Kommandobrücke usw.) lebten in diesem Flughafen ebenfalls weiter. 67

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