Ferkai András: Moderne Gebäude - Unser Budapest (Budapest, 2009)
naler Achse, die ellipsenförmige Diele mit zwei Säulen, den Wintergarten mit Springbrunnen und Wasserbecken und die durch gläserne Flügeltüren, bzw. Schiebetüren damit verbundenen Salon und Speisezimmer. Schon fast eine barocke Repräsentation, wahrscheinlich den Wünschen des Bauherrn entsprechend. Der in der Innenarchitektur bewanderte Architekt konnte sein Talent bei den Enterieurs richtig ausleben: er konnte das eingebaute Mobiliar, die Wandnischen und die Beläge der Wohzimmer entwerfen, sich an den Details der Luxusbadezimmer erfreuen. Die beiden Schlafzimmer hinter der „Schiffsnase" zur Straße hin, die Zimmer des Hausherrn und seiner Gattin, müssen wahrlich ein beeindruckender Raum gewesen sein-, sie wurden durch eine Schiebewand verbunden und an ihren geschwungenen Mauern öffneten sich Schiebefenster zum Panorama hin. Interessant ist, dass dieses Gebäude nie in den ungarischen Publikationen erwähnt wurde, im Jahrbuch 1939 (Decorative Art) der englischen Zeitschrift (Studio) wird die Villa hingegen neben dem Ferienhaus von Lois Welzenbacher in Zell-am-See beschrieben, welches ebenfalls ein mit bogenförmigen Linien konstruiertes „stromlinienförmiges” Gebäude war. Es gab auch einen anderen Weg des Heimischwerdens der modernen Architektur. „Umere Vorstellung von der neuen ungarischen Architektur war. - schrieb 1989 einer der aktiven Teilnehmer der Vorkriegsjahre aus Argentinien — dass die neue Architektur, vor allem die Prinzipien und Erfahrungen des Bauhaus' in die ungarische Erde verpflanzt werden müssten. Wir waren öfters in Italien, Österreich. Deutschland und sahen, dass die neuen Grundsätze und Formen in jedem Land an die eigene Gemütsart angepasst werden. Nur die 100% dem Bauhaus Folgenden wurden international anerkannt und wurden so dogmatisch."László Szabó (1907—97), der Verfasser obiger Zeilen, war einer von denen, die im Ungarn von zwischen den zwei Weltkriegen die moderne Architektur nicht als Endstation, sondern als ersten Schritt des Läuterungssprozesses ansahen. Der zweite Schritt sollte dann die Anpassung der neuen Architektur ans Klima, an den Ort und die Volksseele sein. Solche Losungen konnte man auch aus Hitlerdeutschland hören, aber Iván und Endre Kotsis, Tibor Kiss, Pál Virágh, György Rácz, István Janáky, Gyula Rimanóczy, János Wanner und viele andere folgten offensichtlich nicht der Blut und Boden - Ideologie, als sie mit Hochdach, Rohstein und Holz zu bauen begannen. Sie entwarfen auch weiterhin moderne Häuser, nur etwas heimischer als früher, solche die besser in die Landschaft, in das traditionelle Bild der Siedlungen passten. Ein schönes Beispiel dieser Anschauung ist das zwischen 1935-36 erbaute Familienhaus in der II. Branyiszkó út 6, welches Márton (1905-61) und László (1907-77) 20