Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)
ren wurden im Inneren profane Räumlichkeiten eingerichtet. Von 1965 an befand sich hier die Kostümaufbewahrung und Näherei des Ungarischen Fernsehens. Innerhalb der Kirche wurden mehrere Stockwerke errichtet und zur Beförderung des Materials wurde sogar ein Lastenaufzug eingebaut. Als Ergebnis der 1996 begonnenen Verhandlungen konnte 2001 wieder die deutschsprachige reformierte Kirchengemeinde Budapests die Kirche in Besitz nehmen. Im Juni 2001 begannen die Restaurierungsarbeiten und wurden innerhalb von 10 Monaten abgeschlossen. Finanziert wurden sie von der als Wiedergutmachung erhaltenen Summe, sowie von ungarischen, deutschen und schweizerischen Banken, Firmen und Gesellschaften, welche in Ungarn tätig sind. Grundsatz der ästhetisch und technisch anspruchsvollen Rekonstruktion war, der Kirche durch Anwendung moderner kirchenplanerischer Prinzipien ihre ursprüngliche Funktion wiederzugeben. Im Souterrain wurde der Versammlungssaal eingerichtet, an welchen sich Dienstleistungs- und technische Räume anschlossen. Der innere Raum folgt der früheren Anordnung, die Einrichtung — der Tisch des Herrn, die das Gestühl ersetzenden Stühle, die Orgel auf der Empore - spiegeln eine moderne, einfache, funktionalis- tische Anschauungsweise wieder. Die drei Gesang-Anzeigetafeln, welche von der früheren Kirche noch erhalten geblieben sind, werden in der neuerbauten wieder verwendet. Das Heizungs-System des Gebäudes ist modern, außerdem gibt es auch einen Personenaufzug. Auf der Empore sind ein Verhandlungssaal, ein Kinderraum und Büros. Im Erdgeschoß befinden sich 250 Sitzplätze, auf der Empore 30. Die größte der drei Glocken (612 kg), welche 1878 als Geschenk Kaiser Wilhelms 11. gegossen wurde, ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Zu ihrem Ersatz spendete 2001 Ministerpräsident Viktor Orbán seinen Franz-Joseph-Strauß-Preis der Kirchengemeinde. In der Kirche wirkt auch das Deutsch-Ungarische Protestantische Forum, welches zahlreiche kulturelle Programme veranstaltet. Die reformierte Kirche in der Stadtwäldchen Allee (Városligeti fasor) VII. Bezirk, Városligeti fasor 7 In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte Budapest sich zur Weltstadt. Damals wurden in der Gegend zwischen dem heutigen Großen Ring und dem Stadtwäldchen zahlreiche mehrstöckige Mietshäuser, Palais und Villen gebaut. Von 1892 an benützten die in der Gegend lebenden Reformierten den großen Saal eines Hauses am Elisabethring als Gebetsraum. Da dieser sich alsbald als zu klein erwies, mieteten sie zwischen 1896 und 1913 das ^2