Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)
des Grafen Manó Zichy, fand ihre ewige Ruhe in der Kirche; ürsprünglich anglikanischen Glaubens wurde sie Mitglied der reformierten Kirche. Ihr Grabmal aus weißem Marmor (1854) stammt vom Pariser Bildhauer Raymond Gayrard (1777-1858). Obwohl dem reformierten Glauben Skulpturen fremd sind, wurde dieses in der linksseitigen Mauer der Kirche im Bauwerk von Frigyes Feszi (1820—84) aufgestellt. Die ursprünglich als zweitürmig geplante Kirche erhielt nur einen 56 Meter hohen, viereckigen Turm mit einem 8x8 Meter Grundriß. Für den Bau sicherte der Landesausschuß für Verschönerung die Flebevorrichtung. Den Glockenfuß spendete 1831 Fürst Antal Grassalkovich. Die erste Glocke des Turmes wurde von der Spende des Schweizer Gönners der Gemeinde, Fridolin Aebly finanziert. Die von Heinrich Eberhard aus türkischen Kanonen gegossenen (21, 12 und 6,5 Zentner schweren) Glocken erklangen zum ersten Mal im Jahr 1833. Zwei Glocken wurden später zu Kriegszwecken verwendet, die einzige, heute existierende Glocke goß Lajos Gombos 1980 aus der noch verbliebenen Eberhard-Glocke. Die mehr als 160 Jahre alte Turmuhr zeigt die Vergänglichkeit der Zeit an. Die Turmhaube erhielt ihre gegenwärtige Form nach Plänen von János Buchlok im Jahre 1859. Das frühere Schindeldach wurde damals durch die Turmhaube aus Kupfer ersetzt. Seit 1910 beschäftigten sich mehrere Pläne damit, wie das Gebäude gewendet, bzw. verschoben oder umverlegt werden könnte. Die Kirchenleitung selbst ließ auch einen monumentalen Plan zur Erweiterung des Gebäudes durch Nebenschiffe, bzw. der Errichtung eines 4—6 Stock hohen Gebäudekomplexes um die Kirche herum anfertigen. Die Idee der Errichtung des Kälvin-Palastes beschäftigte auch den Schriftsteller Zsigmond Móricz. Davon sollte sein geplanter Roman erzählen, für welchen er mit einer ernsten Spendensammlung begann. Leider unterbrach der Tod seine Pläne. Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten Bombardierungen aus der Luft und Kanonenfeuer Budapest aufs Schwerste. Das Kirchengebäude erlitt vor allem am Dach erhebliche Schäden, eine Seite des Turms wurde jedoch ebenfalls von einer Granate beschädigt. Spenden und Leihgaben der Kirchenmitglieder machten den Wiederaufbau, der 1947 beendet wurde, möglich. Zwischen 1967 und 1969 unternahm das Landesamt für Denkmalschutz eine komplette Restaurierung und stellte die ursprüngliche Form der Kirche wieder her. Der 1926 aufgetragene Wandbewurf wurde von den Gebäudemauern abgeschabt und heute steht wieder die von Hild entworfene Quader-Fassade stolz da. 39