Matits Ferenc: Protestantische Kirchen - Unser Budapest (Budapest, 2003)
dert, zwischen welchen sich rechteckige oder rundbogenförmig abgeschlossene Mauernischen befinden. Die wegen der durch die napoleonischen Kriege verursachten Inflation auftretenden finanziellen Probleme ließen den Bau langsamer vonstatten gehen und so wurde das Dach der Kirche erst 1805 fertig. An der Seitenfassade wurden vier Fenster geöffnet, das Tonnengewölbe mit Flolzkonstruktion wurde mit Schiefer gedeckt. Der Geldmangel hatte nicht nur eine Verzögerung der Bauarbeiten zur Folge, sondern brachte auch eine Änderung der Pläne mit sich. Die 1808 beendete äußere Ausstattung der Kirche wich in zwei Punkten von den Plänen ab: der Portikus wurde weggelassen und der Turm wurde kleiner als geplant. Um den rechteckigen einheitlichen Innenraum in seinem Saalcharakter weiter zu betonen wurde er von einem gegliederten mit breitem Fries geschmückten Gesims umgeben. Im Mauerstreifen über dem Gesims, welches das Erdgeschoß vom ersten Stock trennt, befinden sich rechteckige Wandfelder, zwischen den Pfeilern hingegen sehen wir halbkreisförmige Lünetten. Die inneren Einrichtungs- und Verzierungs-Arbeiten kamen 1809 völlig zum Stillstand, nachdem die Schatzkammer des Krieges wegen das Gebäude zwei Jahre lang als Schneiderwerkstatt und Kleiderlagerraum besetzt hatte. Passend zum klassizisierenden Hauptportal entwarf Pollack einen ähnlich konstruierten Hauptaltar. Der mit Goldstukkatur verzierte Altar wird zu beiden Seiten von schlanken Säulen aus zweierlei Marmor (grau und knochenfarbig) mit reicher Kapitellverzierung umrahmt. Auf dem Tympanon des Altars befinden sich die Gesetzestafeln Mose und die ebenfalls vergoldete Heilige Schrift, zu beiden Seiten steht je eine prachtvolle Vase, im Inneren des Dreiecks das Auge Gottes und die hebräischen Anfangsbuchstaben seines Namens. Das Altarbild stammt von Franz Lochbihler und ist eine Kopie von Raffaellos Bild Die Verklärung Chriiti, welches sich im Vatikan befindet. Die vergoldeten Cherubine, welche die Altartafel tragen und das Taufbecken aus rotem Marmor sind Werke des Künstlers Lőrinc Dunaiszky (1784—1833). Gemeinsam mit anderen arbeitete er auch an der Dekoration der Kanzel, welche sich rechts vom Altar befindet. Die mit vergoldeten Holzschnitzereien und weißer Holzverkleidung verzierte Orgel ist das Werk József Herodeks. Die Kirche wurde am 2. Juni 1811 eingesegnet. Da die Zahl der Gläubigen ständig zunahm, erwies sich die Kirche alsbald als zu eng; deshalb wurde acht Jahre später im Inneren der Kirche ein Doppelchor errichtet, welcher nun leider dem natürlichen Licht den Weg versperrt. Der besseren Akustik wegen kam über die Kanzel ein Schalldeckel-Baldachin. Der Palatin Joseph führte 1819 die württembergische Prinzessin Maria Dorothea zum Altar, die lutherischen Glaubens war. Ihr zu Ehren wurde gegenüber der Kanzel ein prachtvolles Oratorium eingerichtet. 1828 wurde der Fassa12